Angst beim Reiten – Wie sie sich äußert und was du dagegen tun kannst

Pferde nehmen unsere Emotionen wahr und auch wir Menschen können den Gemütszustand unseres Pferdes spüren. Was das bedeuten kann, wenn es um Gefühle wie Angst beim Reiten geht, wissen viele Reiter aus Erfahrung: Pferd und Mensch geraten in eine Angstspirale und bestärken sich gegenseitig in ihrer Angst. Keine schöne Erfahrung – weder für Pferd noch Mensch.

Aber wann tritt Angst überhaupt auf? Fürchten sich Pferd und Mensch vor der gleichen Sache, der gleichen Situation, dem gleichen Objekt?

Und wie äußert sich Angst bei Pferd und Mensch auf körperlicher und psychischer Ebene?

Und vor Allem: Was können wir gegen die Angst beim Reiten tun?

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In diesem Artikel bekommst du Antworten auf diese Fragen sowie aufschlussreiche Fakten und hilfreiche Anregungen zum Thema Angst beim Reiten.

Definition von Angst versus Furcht

Die Begriffe Angst und Furcht benutzen wir im Sprachgebrauch oft synonym. Dabei gibt es durchaus einen Unterschied zwischen Angst und Furcht:

Angst bezeichnet ein Grundgefühl, das sich auf der Basis von tatsächlicher oder angenommener Bedrohung entwickelt. Angst ist also eher vage und kann mit keiner konkreten Situation in Verbindung gebracht werden.

Der seltener benutzte Begriff der Furcht dagegen wird verwendet, wenn sich der Gefühlszustand direkt auf ein bedrohliches Objekt oder auf eine bedrohliche Situation bezieht. Furcht ist also im Gegensatz zur Angst sehr konkret, situationsbezogen und damit auch zeitlich begrenzt.

Antonyme (Gegenwörter) zu Furcht und Angst sind Begriffe wie Neugierde, Gelassenheit und Zuversicht.

Wie äußert sich Angst bei Mensch und Pferd?

Angst kann sich beim Menschen auf vier Ebenen äußern:

auf der körperlichen, der emotionalen, der kognitiven und der Verhaltensebene.

Angst gehört bei Mensch und Pferd zur Grundausstattung an Gefühlen. Sie hat durchaus ihre Berechtigung, da sie uns vor Gefahren oder risikoreichen Aktionen schützen und damit unser Überleben sichern kann.

Körperliche Ebene

Empfinden wir Menschen Angst, versetzt sich unser Körper in Alarmbereitschaft, in den sogenannten Kampf- oder Flucht-Modus. Damit können unterschiedliche körperliche Symptome einhergehen.

Einige Beispiele sind:

  • Herzklopfen und Pulsbeschleunigung
  • Atemnot
  • Zittern
  • Schweißausbrüche
  • Pupillenerweiterung
  • bleiches Gesicht
  • trockener Mund
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schlaflosigkeit
  • erhöhter Muskeltonus

Viele dieser Symptome zeigen auch unsere Pferde, wenn sie Angst haben:

Starkes Herzklopfen, dass manchmal sogar durch den Sattel zu spüren ist, aufgeblähte Nüstern, geweitete Augen, angespannte Muskulatur, vermehrtes Schwitzen, häufiges Absetzen von Kot (Stressäppeln) und keine Kauaktivität sind Beispiele für körperliche Angstreaktionen beim Pferd.

Emotionale Ebene – Gefühle

Auf emotionaler Ebene kann das Grundgefühl der Angst je nach Mensch und Situation unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Oft zieht die Angst noch weitere Emotionen wie

  • Nervosität
  • Pessimismus
  • Überforderungsgefühl
  • Gereiztheit
  • Dünnhäutigkeit oder
  • Hilflosigkeit

nach sich.

Auch wenn es schwieriger zu erforschen ist, können wir ähnliche Gefühle bei unseren Pferden ebenfalls beobachten.

Ein Pferd in Angst ist nervös und sucht nach einem schnellen Ausweg aus der Situation. Es wird auf unsere Anfragen dünnhäutiger und extremer (oder gar nicht) reagieren, als unter gewohnten Umständen und wenn es sich der Situation nicht gewachsen fühlt, jedoch keinen Ausweg findet, können wir wahrscheinlich auch von einer Art empfundener Überforderung und Hilflosigkeit ausgehen.

Kognitive Ebene – Gedanken

Auf der kognitiven Ebene äußert sich Angst in negativen Gedanken, Befürchtungen, Sorgen und negativen Bewertungen. Durch das gedankliche Befassen mit einer gefürchteten Situation wird zusätzliche Erwartungsangst geschürt und eine erwartete Situation und ihr vermeintlicher Ablauf werden im Kopf katastrophisiert (Worst-Case-Szenario).

Wichtig ist, sich klar zu machen, dass diese Gedanken oft nicht den Tatsachen entsprechen, sondern eher der Angst selbst entspringen.

Verhaltensebene

Auf der Verhaltensebene führt Angst vor allem zu Vermeidungsverhalten – sowohl beim Menschen als häufig auch beim Pferd.

Dieses Vermeidungsverhalten kann bei uns Menschen zum Aufschieben (prokrastinieren) einer bestimmten Situation oder Aufgabe sowie zum Bedürfnis, bestimmte Dinge stark kontrollieren zu wollen, führen.

Bei Pferden führt es dazu, dass bestimmte Situationen oder Objekte gänzlich gemieden werden.

Angst lässt uns unsere Muskulatur verkrampfen oder uns komplett erstarren. Wir können durch Angst regelrecht handlungsunfähig werden.

Zu viel Angst ist daher ein starker Leistungshemmer.

In Maßen kann uns Angst allerdings auch auf Gefahren hinweisen, uns Risiken bewusst machen und uns durch eine erhöhte Herzfrequenz und vermehrte Durchblutung auch handlungsfähig werden lassen.

Ein Pferd wird durch Angst kurzfristig körperlich leistungsfähiger, was ihm bei einer Flucht zugutekommt.

Angst kann also auch durchaus hilfreich sein.

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Angst kann sich auf vier Ebenen äußern

Wovor hat das Pferd Angst?

Aber wovor haben Pferde denn nun typischerweise Angst?

Als in der Steppe lebendes Beutetier ist das Pferd evolutionär darauf gepolt, vor lauernden, sich anpirschenden und aus Bodennähe angreifenden Raubtieren zu flüchten. Pferde nehmen daher Bewegungen in der Ferne und rasche Bewegungen am Boden besonders gut wahr.

Ein Fahrradfahrer am Feldrand in der Ferne kann Pferde schon mal in Alarmbereitschaft versetzen. Genauso erschrecken Pferde typischerweise vor einer über den Boden wehenden Plastiktüte o. Ä., wenn noch keine entsprechende Gewöhnung an den Reiz stattgefunden hat.

Wer mit Pferden zu tun hat, weiß: Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Pferde können sich je nach Vorerfahrung auch vor Traktoren, Kühen, fremden Geräuschen, Anhängern, der gruseligen Ecke in der Reithalle und anderen Dingen fürchten.

Aber sich klar zu machen, wovor Pferde typischerweise Angst haben, kann helfen, sie besser zu verstehen und einzuschätzen.

Hier ein paar Beispiele:

  • Sich verändernder Untergrund (Wasser, Matsch, Gullideckel, Fahrbahnbelag …)
  • Mülltonnen, Stromkästen, Bänke
  • Uneinsichtige Hecken oder Knicks
  • Heranlaufende Hunde
  • Kinderwagen, Fahrradfahrer etc.
  • Kleinere Findlinge oder Baumstümpfe

Was ängstigt den Menschen?

Wir Menschen hingegen wissen natürlich, dass uns auf dem Ausritt weder die Mülltonne am Straßenrand, noch der Gullideckel, noch der Baumstumpf oder der nahende Kinderwagen angreifen und fressen werden.

Vielleicht kann man so auch das Unverständnis erklären, mit dem einige Reiter auf die Angst ihres Pferdes vor solchen Alltagsgegenständen reagieren.

Viel häufiger jedoch ist es so, dass der Reiter zwar keine Angst vor dem Baumstumpf hat, sehr wohl aber vor der Reaktion seines Pferdes auf den Baumstumpf.

Nun haben also Pferd UND Mensch Angst. Zwar nicht vor dem gleichen Objekt, aber vor der gleichen Situation.

Da das Pferd die Angst des Reiters spürt, sieht es sich in seiner Annahme, der Baumstumpf sei gefährlich, natürlich bestärkt. Schließlich strahlt sein Herdenpartner, der Mensch, ja auch Angst aus.

Und fertig ist die Angstspirale.

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Pferd und Reiter können sich gegenseitig in ihrer Angst bestärken

Wege aus der Angstspirale

Beim Pferd zeigt sich die Angst nun also auf ihren unterschiedlichen Ebenen z. B. durch Verspannung, Herzklopfen, Stressäppeln, geblähte Nüstern, Nervosität und verminderter Bereitschaft auf die Reiterhilfen zu reagieren.

Beim Menschen hat die Angst sich vielleicht schon im Vorfeld der Situation durch negative Gedanken und Gefühle in Bezug auf den Ausritt geäußert und zeigt sich nun ebenfalls auf körperlicher Ebene durch Verkrampfung und erhöhte Puls- und Atemfrequenz.

Auf der Verhaltensebene versucht der Mensch nun vielleicht schnellstmöglich aus der Situation zu entkommen, was natürlich nur kurzfristig eine Erleichterung verschafft.

Langfristig muss unbedingt eine andere Strategie her, damit die Angst beim Reiten gar nicht mehr auftritt.

Wie kann das also gehen?

Du findest im Folgenden verschiedene Anregungen, wie du Angst beim Reiten oder in der Arbeit mit dem Pferd begegnen kannst.

Angst akzeptieren

Zunächst einmal ist es mit der Angst wie mit allen anderen Gefühlen auch: Sie möchte wahrgenommen werden.

Der erste Schritt für uns Reiter ist also, die eigene Angst anzuerkennen und sie zu tolerieren. Es kann sogar helfen, sie anzusprechen und in eine Art Dialog mit der Angst zu gehen. Vielleicht finden wir so heraus, warum die Angst da ist und wovor sie uns beschützen möchte.

Ignorieren wir die Angst oder gehen über sie hinweg, wird sie meist nur noch schlimmer.

Ausbildungsstand überprüfen

Sehr oft haben Reiter Angst vor einem Kontrollverlust und der damit einhergehenden Gefahr für Mensch und Pferd.

Meiner Erfahrung nach ist eine wirklich fundierte Grundausbildung des Pferdes UND des Reiters die beste Möglichkeit, einen Kontrollverlust zu vermeiden. Je besser die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch ist und je mehr verschiedene Angstreize Pferd und Reiter innerhalb der Ausbildung kennengelernt haben, desto mehr Sicherheit und Vertrauen entsteht.

Überprüfe also noch einmal kritisch, wie gut dein Pferd in verschiedenen Situationen wirklich an den Hilfen steht – am Boden und unter dem Sattel.

Wenn du Verbesserungsbedarf entdeckst, dann arbeite in gewohnter und ruhiger Umgebung daran und übe immer Schritt für Schritt vom Leichten zum Schweren. Fast immer liegt die Ursache in der Basis. Also scheu dich nicht, noch einmal etliche Schritte zurückzugehen.

Außerdem kannst du dein Pferd mittels systematischer Desensibilisierung an Angstreize gewöhnen und ihm so mehr Sicherheit, Vertrauen und Gelassenheit geben.

Embodiment

Der Begriff Embodiment ist eigentlich eher im Humanbereich bekannt, ist aber inzwischen auch im Pferdebereich nicht mehr ganz neu.

Unter Embodiment wird das Zusammenspiel von Körper, Psyche und Umwelt verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass unsere Erlebnisse und Erfahrungen nicht nur im Großhirn, sondern auch in den Zellen unseres Körpers gespeichert werden. Unsere Gedanken und Erfahrungen beeinflussen somit unseren Körper.

Umgekehrt konnten Wissenschaftler nachweisen, dass eine gewisse Körperhaltung, Gestik oder Mimik eine entsprechende psychische Reaktion hervorrufen kann. (Niedenthal et al, “Embodiment in Attitudes, Social Perception, and Emotion”, 2005)

Wenn es dich interessiert: Den kompletten Artikel findest du hier.

Eine aufrechte, entspannte und offene Körperhaltung kann uns also helfen, uns weniger ängstlich und verkrampft zu fühlen und stattdessen gelassener in eine beunruhigende Situation hineinzugehen.

Auch eine tiefe Bauchatmung, ein lockerer Kiefer und ein Lächeln im Gesicht können wirklich helfen, sich auf dem Pferd von Angst zu befreien.

Ich mache meine Schüler besonders in angespannten Situationen immer wieder darauf aufmerksam, die Kiefermuskulatur locker zu lassen und zu lächeln. Auch pfeifen oder summen kann gut funktionieren.

Beim Pferd können wir uns Embodiment ebenfalls zunutze machen, indem wir das Pferd ganz bewusst in eine entspannte Körperhaltung bringen. Mit gedehnter Oberlinie, also tiefer Kopf-Hals-Position, können Pferde sich deutlich besser entspannen (Parasympathikus ist aktiv), als wenn sie die Rückenmuskulatur anspannen und den Hals stark aufrichten (Sympathikus ist aktiv).


Im Mini-Videotraining lernst du übrigens, wie du deinem Pferd das Kopfsenken ganz einfach beibringen kannst. Diese Übung ist wirklich ein Schlüssel, um gestressten Pferden wieder zu mehr Gelassenheit zu verhelfen.


Auch das Biegen und Übertreten eignet sich prima, um das Pferd in eine Haltung und eine Bewegung zu bringen, in der es bei korrekter Ausführung seine Bauchmuskulatur (ventrale Muskelkette) nutzt, die vom Parasympathikus angesprochen wird und Beruhigung und Entspannung fördert.

Das Pferd in Stellung, Biegung oder im leichten Seitwärts durch Angstsituationen zu reiten, kann deshalb auch wirklich wahre Wunder bewirken.

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Mit gedehnter Oberlinie und tiefer Kopf-Hals-Haltung können Pferde besser entspannen

Entkatastrophisieren mit der Szenario-Technik

Oftmals spielen sich in unseren Köpfen die schlimmsten Horrorszenarien ab. Dabei haben diese Szenarien nicht immer etwas mit der Realität zu tun. Sie schüren jedoch unsere Angst.

Hier kann es helfen, die gefürchtete Situation zu entkatastrophisieren, indem wir uns möglichst objektiv das Worst-Case-Szenario, das Best-Case-Szenario und das wahrscheinlichste Szenario ausmalen.

Durch die verschiedenen Ergebnisse dieses Gedankenspiels entwickeln wir eine erweiterte und angemessenere Perspektive auf die Angstsituation.

Ein Beispiel:

Worst-Case-Szenario: Mein Pferd scheut auf dem Ausritt vor dem Baumstumpf, geht durch, ich falle herunter, breche mit einen Halswirbel und bin querschnittsgelähmt.

Best-Case-Szenario: Mein Pferd sieht den Baumstumpf auf dem Ausritt, stuft ihn als ungefährlich ein und geht in ruhigem Schritt am langen Zügel ganz entspannt daran vorbei.

Wahrscheinlichstes Szenario: Mein Pferd erblickt den Baumstumpf auf dem Ausritt, hebt den Kopf, verspannt sich etwas, lässt sich dann jedoch durch meine Hilfen gut einrahmen und geht in leichter Stellung im Schenkelweichen am Baumstumpf vorbei.

Gedankendisziplin

Ein weiterer Tipp, um der Angst entgegenzuwirken, ist Gedankendisziplin. Wir können unser Gehirn trainieren, möglichst positiv zu denken und uns dabei z. B. auch schöne, ermutigende Erinnerungen, die wir mit unserem Pferd gesammelt haben, zunutze machen. Dadurch kommen wir in eine gute psychophysiologische Verfassung, die negative Gedanken und Angst hemmt.

Schaltet unser Gehirn wieder in den Dramamodus und schürt unsere Angst, drücken wir gedanklich auf Stopp und konzentrieren uns bewusst auf unsere Stärken und das Positive.

Visualisierungen

Die Visualisierung ist eine weitere Methode aus dem Mentaltraining und kann dabei helfen, Angst vor bestimmten Situationen aufzulösen. In der Visualisierung arbeiten wir mit inneren Bildern. Wir stellen uns die ängstigende Situation bildhaft vor und malen sie uns so aus, wie wir sie gerne erleben würden.

Es geht darum, ein sehr detailliertes Bild dessen zu erschaffen, was wir in dieser Situation mit unserem Pferd erleben und fühlen möchten. Dabei können sogar die gleichen Gefühle ausgelöst werden, als wenn wir die Situation tatsächlich erlebt hätten.

In unserem Gehirn stärken wir dadurch bestimmte neuronale Bahnen. Es ist ein bisschen so, als hätten wir unsere Visualisierung schon in Wirklichkeit erlebt. Das wiederum erhöht die Chancen, dass die ausgemalte Version der Situation wirklich so eintritt, wie wir es uns wünschen.

Bei regelmäßiger Anwendung dieser Technik kann sich unsere Gehirnstruktur tatsächlich verändern. Grund dafür ist die sogenannte Neuroplastizität des Gehirns. Der gleiche Effekt tritt übrigens auch bei regelmäßiger Meditation ein.

Wenn es dich interessiert: Einen kleinen Artikel zum Thema Visualisierung findest du hier.

Dialog gibt Sicherheit

Reden hilft ja bekanntlich oft in Konfliktsituationen. Genauso kann uns auch ein Self-Talk – ein Dialog mit uns selbst – helfen, Angstsituationen besser zu meistern.

Wenn du ruhig mit dir und deinem Pferd sprichst, während ihr euch in einer angespannten Situation befindet, kann das euch beide beruhigen. Das Verbalisieren hilft vielen Menschen, die Gefahren und Risiken aber auch die Lösungsstrategien klar zu definieren.

Und wer einen Plan hat, fühlt sich gleich schon nicht mehr ganz so hilflos und ausgeliefert.

Konkrete Mutsätze eignen sich ebenfalls gut.

Ein Beispiel:

Ich habe alles spielend leicht unter Kontrolle, fühle mich sicher und mein Pferd vertraut mir.“

Probiere einfach aus, was sich für dich richtig anfühlt.

Noch ein positiver Nebeneffekt: Beim Reden atmest du automatisch aus und bewegst deine Gesichtsmuskulatur, was wiederum für zusätzliche Entspannung sorgt.

Humor nutzen

Zu guter Letzt kann uns auch Humor helfen. In den seltensten Fällen befinden wir uns mit unserem Pferd in akuter Lebensgefahr. Manches dürfen wir darum auch einfach etwas leichter nehmen und mit Humor betrachten.

Dein Pferd ist beim Spaziergang mit allen Vieren gleichzeitig in die Luft gesprungen, um dann neben dir wie angewurzelt stehen zu bleiben und nach kurzem Zögern doch vertrauensvoll weiter zu gehen?

Oder bist du fürchterlich zusammengezuckt, weil du mit dem Erschrecken deines Pferdes gerechnet hattest, dabei hat es nur herzhaft geschnaubt?

So what? Das ist ok. Du darfst gerne mal über dich und dein Pferd lachen. Das hilft, die Spannung zu lösen.

Fazit

Angst beim Reiten ist ein großes und wichtiges Thema. Um sie zu verstehen und ihr entgegenwirken zu können, hilft ein gewisses Hintergrundwissen.

Angst äußert sich bei Menschen (und Pferden) auf vier verschiedenen Ebenen: körperlich, emotional, kognitiv und im Verhalten.

Pferde fürchten sich arttypischer Weise vor Objekten, die in der Art der Erscheinung und Bewegung einem Raubtier ähneln. Aber auch völlig andere Gegenstände, Geräusche oder Orte können Angst auslösen.

Menschen dagegen fürchten sich meist eher vor der unkontrollierbaren Reaktion des Pferdes auf einen Angstreiz und den damit einhergehenden Gefahren, wie Durchgehen oder Abwerfen.

Um die Spirale der Angst beim Reiten zu unterbrechen, können wir verschiedene Methoden und Techniken anwenden:

  • Die Angst bewusst wahrnehmen und annehmen
  • Den Ausbildungstand von Pferd und Reiter verbessern
  • Mit Embodiment für mehr Entspannung, Gelassenheit und Selbstvertrauen sorgen
  • Mit der Szenario-Technik die Situation im Kopf entkatastrophisieren
  • Durch Gedankendisziplin bewusst unser Denken steuern
  • Mit Visualisierungen das Wunschergebnis konkretisieren
  • In einen verbalen Dialog mit uns selbst und unserem Pferd gehen
  • Die Dinge mit Humor nehmen

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Alle diese Tipps können dir helfen, Angst beim Reiten in unterschiedlichen Situationen zu verringern oder aufzulösen.

Die für mich aus Trainersicht wichtigste Voraussetzung für angstfreies und entspanntes Reiten ist die fundierte und vielseitige Basisausbildung des Pferdes und des Menschen. Denn Wissen schafft Verständnis und Verständnis schafft Sicherheit.

Für die praktische Umsetzung ist ein erfahrener, empathischer Trainer, der dich und dein Pferd vor Ort individuell unterstützen kann, natürlich ebenfalls sehr förderlich.

Kennst du auch Angstsituationen mit deinem Pferd? Was sind deine Strategien und was hilft dir am besten?

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Auf’s Pferd aufsteigen in aller Ruhe: Wie du dein Pferd an der Aufstiegshilfe einparkst (und es dort stillsteht!)

Aufs eigene Pferd aufsteigen

Eigentlich einfach, oder nicht?

Ich muss immer ein bisschen Schmunzeln, wenn ich sehe, wie Pferde sich mit ihren im Aufsteigen begriffenen Menschen über den Platz manövrieren und es mit unglaublich sicherem Timing jedes Mal schaffen, sich genau in der Sekunde wegzubewegen, in der der Reiter seinen Fuß in den Steigbügel setzen will.

Weniger lustig, eher unverständlich, finde ich es dagegen, wenn Pferde von ein bis zwei Personen am Boden festgehalten werden müssen, damit der Reiter überhaupt aufsitzen kann.

Wenn Pferd und Reiter nicht in der Lage sind diese Aufgabe zu zweit zu meistern, dann hat Reiten in dieser Beziehung momentan für mein Empfinden auch nichts zu suchen.

Dann heißt es, back to basics und erstmal am Boden an einer funktionierenden Verständigung und einer echten Verbindung arbeiten, damit das Aufsteigen später kein Thema mehr ist.

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Wenn ein Pferd seinen Reiter nicht aufsteigen lässt, ist das ein klares Signal und kann sogar auf Unbehagen oder Schmerzen beim Aufsitzen oder Reiten hindeuten. Mögliche Ursachen, wie z. B. ein unpassender Sattel, müssen daher unbedingt abgeklärt werden!

Im Grunde ist es ganz einfach dem Pferd beizubringen, an einer Aufstiegshilfe einzuparken und stehen zu bleiben, bis der Reiter im Sattel Platz genommen hat. Deshalb wundere ich mich auch immer, warum manche Reiter es sich so unnötig schwer machen!

Aber einfach ist etwas eben nur, wenn man weiß, wie es gehen kann! Und das sogar ohne ständiges Futterlob 😉

Und genau das erkläre ich dir jetzt.

In diesem Artikel erfährst du

  • welche Vorübungen du machen solltest,
  • wie du das Einparken an der Aufstiegshilfe Schritt für Schritt übst,
  • wie dein Pferd lernt, zu warten
  • und wie du zur Not auch mal ohne Aufstiegshilfe aufsteigen kannst, ohne dein Pferd zu stark zu belasten.

Entspanntes Aufsteigen mit und ohne Aufstiegshilfe muss also ab jetzt absolut kein langfristiges Problemthema mehr für dich und dein Pferd sein. 🙂

Schritt für Schritt zum entspannten Aufsteigen

Beim Einparken an einer Aufstiegshilfe muss dein Pferd an dich herantreten, anstatt – wie bei den meisten Übungen – vor dir zu weichen. Das muss dein Pferd zunächst einmal verstehen und sich auch trauen zu tun.

Pferde, die sehr höflich sind und lieber einen größeren Abstand zwischen sich und dem Menschen haben, finden das am Anfang schwierig.

Eher büffelige Pferde mit wenig Individualabstand können dagegen beim Ansaugen – so nenne ich die Übungen, bei denen das Pferd auf den Menschen zukommt – über das Ziel hinausschießen und den Menschen anrempeln.

Stelle also sicher, dass eine gewisse Grunderziehung schon vorhanden ist, damit dein Pferd dir nicht unnötig auf die Füße tritt. Denn das ist natürlich auch beim Ansaugen nicht Ziel der Übung.

Merke!

Ansaugen = Alle Übungen, bei denen das Pferd in Richtung des Menschen weicht.

Ansaugen an der Bande

Zur Vorbereitung aufs Einparken stellst du dein Pferd auf den Hufschlag parallel zur Bande und positionierst dich frontal vor seinem Kopf. Jetzt nimmst du dein Pferd am Halfter und drückst seine Nase leicht Richtung Bande, sodass es nach außen gestellt ist.

In der anderen Hand hältst du die Gerte und tippst den äußeren Hüfthöcker deines Pferdes an, bis es mit der Hinterhand einen Schritt nach innen kommt. Dann lobst du es ausgiebig und wiederholst die Übung, bis dein Pferd dich gut versteht.

Dein Pferd sollte dich dabei nicht aus dem Weg drängeln, sondern nur die Hinterhand bewegen!

Tipp Körpersprache!

Nutze zusätzlich zur Gerte auch deine Körpersprache und lehne dich zurück, während du über die Kruppe hinwegschaust. Stell dir vor, deine Schultern saugen die Kruppe deines Pferdes an.

Wenn dein Pferd sehr groß ist oder zu viel Vorwärtstendenz in dieser Übung hat, kannst du die Gerte oder den Stick auch unter dem Pferdehals hindurch auf die gegenüberliegende Seite bringen und dein Pferd dort touchieren.

Du kannst die Übung natürlich von beiden Seiten machen! Die meisten Pferde fühlen sich allerdings auf der linken Hand zu Beginn wesentlich wohler als auf der rechten Hand.

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Ansaugen = In Richtung Mensch weichen, hier im Seitwärts ohne Bande

Einparken mit Hocker

Wenn das Ansaugen an der Bande gut funktioniert, stellst du dich auf einen Hocker an der Bande und wiederholst die Übung. Für manche Pferde macht es einen großen Unterschied, ob der Mensch erhöht oder auf dem Boden steht. Übe wieder, bis dein Pferd dich gut versteht, sich wohlfühlt und auf leichte Hilfen mit der Hinterhand herumtritt.

Frage so lange weiter, bis dein Pferd neben deinem Hocker steht und lobe es ausgiebig, indem du es kraulst und abstreichst. Von der Ausgangsposition an der Bande bis zur Parkposition am Hocker hat es nun eine 180° Drehung gemacht.

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Mit Hilfe der Bande übst du, dein Pferd an eine Aufstiegshilfe herantreten zu lassen

Noch ein Tipp: Wenn dein Pferd eingeparkt hat, steige vom Hocker und führe eine Runde als Dankeschön. Dann steigst du wieder auf den Hocker und saugst dein Pferd erneut an, bis es in der richtigen Position steht.

So lernt dein Pferd, dass deine erhöhte Position immer „herankommen“ und nicht „weggehen“ heißt.

Einparken mit Aufstiegshilfe

Wenn du am Stall eine fest installierte Aufstiegshilfe hast, kannst du jetzt dort üben. Nutzt du weiter den Hocker, übe an verschiedenen Stellen auf dem Platz oder auf dem Hof und gewöhne dein Pferd daran, die Übung auch ohne Bande auszuführen.

Ohne Anlehnung an der Bande verlieren Pferde manchmal die Orientierung und weichen mit der Hinterhand von uns weg, anstatt heranzukommen. Achte dann besonders auf die Stellung!

Die Pferdenase muss von dir wegschauen, damit die Hinterhand herankommen kann. Tippe solange mit der Gerte, bis dein Pferd wieder einen Schritt in die richtige Richtung macht und belohne es dann.

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Einparken an einer Aufstiegshilfe ohne Anlehnung an der Bande

Diese Übung ist am Anfang echter Denksport für die Pferde. Also lass dir Zeit und mach alles ganz in Ruhe.

Wenn dein Pferd neben dir still steht, belohne es! Der Schwerpunkt liegt auf dem Stillstehen und Kraulen, nicht auf dem Aufsteigen.

Auf- und Absteigen üben

Steht dein Pferd wirklich wie eine Statue neben der Aufstiegshilfe und hat diesen Platz als richtigen Wohlfühlort für sich abgespeichert, übst du das Aufsteigen. Auch das machst du Schritt für Schritt.

Du setzt also den Fuß in den Bügel und wenn es stehen bleibt, kraulst dein Pferd weiter und nimmst zur Belohnung den Fuß wieder aus dem Bügel heraus. So arbeitest du dich kleinschrittig vor, bis du dich ganz in Ruhe in den Sattel setzen kannst.

Anstatt loszureiten, kraulst und lobst du weiter und steigst dann einfach wieder ab. Dann gehst du wieder eine Runde führen, parkst dein Pferd dann wieder ein und so weiter. Dein Pferd soll das Ganze am besten richtig langweilig finden.

Warten üben

Wenn deinem Pferd die Geduld zum Warten fehlt und es nach dem Aufsitzen gern direkt losgeht, musst du ihm helfen, die Spannung abzubauen bzw. ihm das Stehenbleiben schmackhaft machen.

Option 1: Du kannst es losgehen lassen und nach einigen Schritten eine Vorhandwendung, ein Seitwärts oder eine andere anstrengende Übung, die Nachgiebigkeit erfordert, abfragen. Im Anschluss reitest du es wieder an die Aufstiegshilfe heran und machst dort wieder Pause.

Option 2: Manchen ungeduldigen Pferden hilft an dieser Stelle auch ein Leckerli. Wenn sie wissen, dass vor dem Losgehen auf jeden Fall noch ein Keks von oben kommt, bleiben sie geduldiger stehen und warten länger ab.

Du kennst dein Pferd am besten. Also entscheide, welche Option euch besser hilft.

Verschiedene Aufstiegshilfen

Um das entspannte Aufsteigen zu festigen, übst du jetzt in verschiedenen Situationen und an unterschiedlichen Orten. Zum Beispiel also auch im Gelände, wenn sich eine passende Aufstiegshilfe, wie ein Baumstamm oder ein großer Stein, bietet.

Aufs-Pferd-Aufsteigen-Einparken-Zaun
Nutze verschiedenste Aufstiegshilfen, um das Einparken zu üben

Je ungewohnter die Umgebung bzw. je angespannter dein Pferd, desto schwieriger wird das Einparken, Stehenbleiben und Aufsteigen werden. Lass dir hier unbedingt viel Zeit, arbeite kleinschrittig und belohne dein Pferd auch für kleine Fortschritte, auch wenn es die Übung ja eigentlich schon als Ganzes beherrscht.

Aufsteigen ohne Aufstiegshilfe

Dass Aufstiegshilfen den Pferderücken schonen, brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber es kann natürlich in bestimmten Situationen auch einmal nötig sein, ohne Aufstiegshilfe aufzusitzen. Um das möglichst pferdeschonend zu tun, habe ich hier noch ein paar Tipps:

  1. Wenn möglich, z. B. durch unebenen Boden, positioniere dich so, dass du etwas höher stehst, als dein Pferd.
  2. Setze den Fuß vorsichtig in den Bügel, damit du deinem Pferd nicht an Bauch oder Ellenbogen wehtust.
  3. Der Sattel muss fest genug gegurtet sein, wenn du niemanden zum Gegenhalten hast.
  4. Greife zum Aufsitzen lieber in die Mähne, als an Vorderzwiesel, Horn, Kranz oder Cantle. Am Sattel hast du eine deutlich höhere Hebelwirkung auf die Dornfortsätze der Wirbelsäule als das am Mähnenkamm der Fall ist.
  5. Bring deine Hüfte so schnell wie möglich dicht über das Pferd.
  6. Balancier dich aus und setze dich vorsichtig in den Sattel.
  7. Steige von beiden Seiten abwechselnd auf! Kannst du nicht? Unbedingt üben!
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Du solltest zur Not auch vom Boden aufsteigen können, und zwar von beiden Seiten!

Probleme beim Aufsteigen

Bleibt dein Pferd beim Aufsteigen ohne Aufstiegshilfe nicht stehen, hinterfrage den Grund dafür. Ist es ihm unangenehm? Kommt es extrem aus der Balance? Rutscht der Sattel? Ist das Aufsitzen eventuell sogar schmerzhaft für dein Pferd?

Diese Ursachen musst du erkennen und darauf entsprechend reagieren! Alles andere wäre unfair und nicht gerade förderlich für eure Beziehung!

Manchmal haben Pferde aber auch trotz gut sitzender Sättel und leichter, gut koordinierter Reiter gelernt, dass sie den Menschen mit kleinen Ausweichbewegungen im richtigen Moment sehr effektiv vom Aufsitzen abhalten können und so noch etwas länger Pause vor der Arbeit haben.

(Hier muss ich immer Schmunzeln, denn die Pferde sind wahnsinnig effektiv in ihrem Handeln und der Mensch meist ziemlich ratlos.)

Ist das der Fall, müssen wir das Pferd wieder „umtrainieren“ und ihm zeigen, dass es schöner ist, den Reiter aufsitzen zu lassen, als sich ihm durch Ausweichen zu entziehen.

Meist haben wir Menschen dieses unerwünschte Verhalten des Pferdes sogar noch verstärkt, indem wir unbewusst immer im falschen Moment die Pause (also Belohnung) gegeben haben.

Das kannst du dir so vorstellen:

  • Mensch setzt den Fuß in den Bügel, Pferd weicht zur Seite, Mensch bricht das Aufsitzen ab, stellt den Fuß wieder auf den Boden, sortiert sich neu, ergo Pause fürs Pferd!

Oder:

  • Mensch begibt sich in Vorbereitung aufs Aufsitzen neben das Pferd, Pferd weicht rückwärts aus, Mensch gelangt gar nicht erst an die Sattellage, bricht ab, führt Pferd wieder vorwärts, sortiert sich neu, ergo Pause fürs Pferd!

Ist dein Pferd so ein kleiner Schlaumeier, lass dich von ihm nicht aus dem Konzept bringen. Bleib dran an deinem Vorhaben.

Wenn es rückwärts ausweicht, beweg dich einfach passiv und freundlich mit ihm mit, bis es stehenbleibt und lobe es dann. So zeigst du ihm, dass du freundlich aber bestimmt dranbleibst und es dich (durch sein Ausweichen) nicht loswird.

Im Gegenzug solltest du seine Annahme, dass du dich nun gleich schnellstmöglich in den Sattel schwingen willst, nicht direkt bestätigen, sondern dir erstmal Zeit für Lob und Pause nehmen.

Das Gleiche gilt, wenn dein Pferd sich entzieht, sobald du den Fuß im Steigbügel hast. Versuch den Fuß im Bügel zu lassen und beweg dich mit deinem Pferd mit – eben hüpfend auf einem Bein – während du es bittest, wieder stehen zu bleiben. Sowie es steht, Fuß aus dem Bügel nehmen und loben. (Ja, für diese Übung musst du ziemlich gelenkig und sportlich sein. ;-))

Bleibt dein Pferd irgendwann stehen, lobst du es, nimmst den Fuß aus dem Bügel und ihr entspannt euch beide bei einer kleinen Pause.

Ich habe noch kein Pferd kennengelernt, das nicht nach kurzer Zeit sein Programm geändert und das Ausweichen durch Stehenbleiben ersetzt hat.

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Fazit

Es gibt wirklich keinen Grund, mit dem Hocker hinter deinem Pferd herzulaufen oder drei Leute zum Festhalten des Pferdes zu benötigen, bloß um aufs Pferd Aufsteigen zu können.

Jedes Pferd kann lernen, an der Aufstiegshilfe einzuparken und dort zu warten. Für mich gehört das zur absoluten Grundausbildung am Boden dazu.

Aufsteigen in aller Ruhe ist entspannter für dich und dein Pferd und gesünder für den Pferderücken ist es allemal. Nicht zuletzt ist es eine sehr wichtige Übung, um junge Pferde auf das Reiten vorzubereiten und ein wichtiger Prüfstein, ob das Pferd überhaupt bereit ist, einen Reiter aufsitzen zu lassen.

Grundvoraussetzung für das Einparken ist, dass dein Pferd gelernt hat in deine Richtung zu weichen und mit der Hinterhand auf dich zuzukommen. Hat es das verstanden, kannst du das Ansaugen von einer erhöhten Position üben.

Anschließend übst du an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Aufstiegshilfen.

Beim Aufsitzen und Absteigen lässt du dir viel Zeit, damit dein Pferd lernt, zu warten.

Und auch das Aufsteigen ohne Aufstiegshilfe solltest du üben, damit es möglichst schonend ist und pferderückenfreundlich klappt. Wenn du ein paar Regeln beachtest, meisterst du auch diese Aufgabe mit deinem Pferd.

So oder so, Probleme beim Aufsteigen müssen nicht sein und lassen sich mit gezielter Übung und ein bisschen Zeit in den allermeisten Fällen ganz einfach lösen.

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Eure Pferde wollen mit euch kooperieren! Sie wollen nicht unterdrückt, auf ihren Platz verwiesen und mit starren Regeln und Gesetzen in Form gepresst werden. Sie wollen mit euch zusammenarbeiten und sind an einer echten Beziehung zu euch interessiert. Einer Beziehung, in der es euch beiden gut geht.

Erziehung versus Beziehung?

Als Mutter von zwei Kindern beschäftige ich mich seit Jahren mit dem Thema Erziehung. Bzw. spricht man heute lieber von Beziehung statt von Erziehung. Und das ist schön. Denn wir wollen in erster Linie eine Beziehung zu unseren Kindern haben (und zu unseren Pferden ebenso!) und sie nicht vorrangig in bestimmte Normen und Formen pressen.

In der bedürfnis- oder beziehungsorientierten Erziehung (im englischen attachment parenting; attachment = Bindung, Verbundenheit) geht es darum, hinter jedem Verhalten eines Kindes das zugrundeliegende Bedürfnis zu erkennen – und zu befriedigen.

Die neuste Forschung geht davon aus, dass Kinder grundsätzlich immer mit ihren Eltern kooperieren wollen. Sie verfolgen das gleiche übergeordnete Ziel, nämlich ein harmonisches Zusammensein, in dem sich jeder authentisch zeigen darf, gesehen wird und in dem alle Beteiligten wachsen und sich entfalten dürfen. Immer unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse und Freiheiten des Anderen.

Kooperieren unsere Kinder einmal nicht mit uns, gibt es dafür einen Grund. Entweder stimmt das kurzfristige Ziel des Kindes nicht mit dem kurzfristigen Ziel der Eltern überein oder das Kind hat ein bestimmtes unerfülltes Bedürfnis, das es davon abhält, mit seinen Eltern zu kooperieren.

Bei den Pferden ist es nicht anders! Je länger ich mich gedanklich in den beiden Themenbereichen „Beziehungsorientierte Erziehung“ und „Beziehung Pferd-Mensch“ bewege, desto mehr Parallelen entdecke ich!

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Pferde möchten eine Beziehung haben

Dein Pferd möchte mir dir kooperieren. Es ist an einer echten Beziehung interessiert. Alle Pferde suchen nach Verbindung. Innerhalb ihrer Herde und auch außerhalb. Und wenn unsere Pferde einmal nicht kooperieren, dann hat das einen Grund. Die Frage ist nur, wie du damit umgehst.

Du kannst dein Pferd maßregeln und mit Druck auf es einwirken und somit das Verhalten unterbinden. In der Kindererziehung hat man das früher auch so gemacht. Man nennt das Behaviorismus. Mit Lob und Tadel wurden (werden manchmal immer noch) bestimmte Verhaltensweisen an- bzw. abgewöhnt.

Oder: Du kannst hinter das Verhalten deines Pferdes schauen und herausfinden, was dazu geführt hat, dass es dieses Verhalten zeigt. Ist es Unverständnis? Angst? Eine negative Erfahrung? Ein körperliches Problem? Erlernte Hilflosigkeit? Ein bestimmter Außenreiz? Oder hat es in dem Moment einfach zu viel aufgestaute Energie, die über ein bestimmtes Ventil entweichen musste?

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Steigen kann eine Stressreaktion sein

Reaktionen wie Erschrecken, Bocken, Steigen usw. sind oft unmittelbare Stressreaktionen, die keinen Denkprozess im Gehirn durchlaufen, sondern aufgrund eines hohen Adrenalinspiegels reflexartig ablaufen. (Emily Kieson u. Jessie Sams, 2020) Es ergibt daher wenig Sinn, dieses instinktive Verhalten zu bestrafen und dein Pferd noch mehr unter Stress zu setzen.

Versteh mich nicht falsch: Natürlich gibt es Verhaltensweisen, die sofort unterbunden werden müssen, da sie in direktem Zusammenhang mit euer beider Sicherheit stehen. Und es ist elementar wichtig, dass dein Pferd gewisse Grundregeln kennt und befolgt. Es sind eben Pferde mit rund 600kg Eigengewicht und keine kleinen Kinder.

Das beziehungsorientierte Training

Die wichtigste Voraussetzung für ein beziehungsorientiertes Training ist, dass dein Pferd und du eine gemeinsame Sprache entwickelt habt. Dass es dich versteht, dich respektiert und dir vertraut und du ihm das gleiche Verständnis, Vertrauen und den gleichen Respekt entgegenbringen kannst.

Denn dann kannst du individuell auf dein Pferd eingehen, es mit seinen Stimmungen, seinen mentalen Themen und seinen Bedürfnissen sehen und wahrnehmen.

Dann kannst du auch unterscheiden, ob dein Pferd sich rüpelig verhält, weil es eben die Grundregeln zwischen Pferd und Mensch noch nicht ausreichend kennt und ihr noch keine echte Beziehung zueinander aufgebaut habt, oder ob es gerade ein Problem hat, bei dem es dein Verständnis und deine Hilfe gebrauchen kann!

Wenn du die Ursache für ein Verhalten deines Pferdes herausgefunden hast, kannst du auf der Beziehungsebene darauf reagieren. Du musst es für das Verhalten nicht mit starr festgelegten Regeln und Maßnahmen strafen, sondern du kannst der Situation entsprechend reagieren und auf dein Pferd eingehen.

Eine vernünftige Grunderziehung am Boden ist somit die Basis für eine echte Beziehung zum Pferd.

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Für eine funktionierende Beziehung braucht es eine gemeinsame Sprache

Frag dich deshalb immer, was ein bestimmtes Verhalten ursprünglich (evolutionär) ausdrücken sollte und setzte es dann in den Kontext aus momentanen Außenreizen und aktueller Verfassung deines Pferdes. Denn jedes Verhalten hat eine Funktion – und wenn es in dem Fall nur die Funktion der Kommunikation ist!

 

Um seine Bedeutung zu verstehen, muss jedes Verhalten in dem Kontext beurteilt werden, in dem es auftritt. Emily Kieson und Jessie Sams

Wie bauen Pferde Beziehungen auf?

Aber wie baust du denn jetzt eine echte Beziehung zu deinem Pferd auf?

Dazu müssen wir wissen, wie Pferde überhaupt Freundschaften knüpfen und Verbindungen eingehen und inwiefern sich das von unserer Art, Beziehungen aufzubauen, unterscheidet.

Zu diesem Thema haben die Forscherinnen Emily Kieson und Jessie Sams 2020 einen Workshop gehalten, in dem sie die Ergebnisse verschiedener Studien vorgestellt haben. Die wichtigsten Fakten gebe ich dir hier an die Hand.

 

Keine Hierarchien in der Herde

Starten wir mit dem vielleicht größten und hartnäckigsten Mythos zum Thema, wie Pferde zusammenleben und wie eine Herde organisiert ist:

Unter natürlichen Bedingungen haben Pferde innerhalb ihrer Herde soziale Netzwerke und KEINE Hierarchien (wie es immer noch oft angenommen wird).

Jedes Pferd bestimmt also, welche anderen Pferde es innerhalb der Herde mag und somit auch, mit wem es Zeit verbringen und wem es nah sein möchte.

Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass das heute weit verbreitete Verständnis von Horsemanship, immer unsere Stellung als Leittier bzw. Herdenchef deutlich machen zu müssen, zu kurz greift: Wir sollten viel mehr auf die Beziehung zu unserem Pferd achten!

Individuellen Raum teilen

Pferde teilen ihren individuellen Raum mit einem befreundeten Pferd. D. h., dass ein Pferd die individuelle Blase eines befreundeten Pferdes betreten und sich dort aufhalten darf.

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Freunde dürfen gegenseitig den individuellen Raum des Anderen betreten

Gemeinsame Zeit und Erfahrungen

Außerdem verbringen sie viel gemeinsame Zeit miteinander (sie bewegen sich gemeinsam, fressen und dösen zeitgleich und in der Nähe des anderen) und sie teilen Erfahrungen, indem sie z. B. gemeinsam neue Objekte erkunden. Bei solchen gemeinsamen Aktivitäten gibt es keinen Anführer.

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Gemeinsames Dösen in der Sicherheit der Herde

Körperkontakt

Gegenseitiges Berühren kann, muss jedoch nicht zwingend zum Beziehungsaufbau genutzt werden. Auch bereits befreundete Pferde berühren sich nicht unbedingt regelmäßig. So ist auch das gegenseitige Fellkraulen (im englischen mutual grooming) kein Muss in einer Pferdefreundschaft – es ist aber ein sicheres Zeichen dafür, dass sie eine Freundschaft verbindet. Geht die Berührung hingegen nur von einem Pferd aus, ist das in der Regel nicht der Fall.

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Gegenseitiges Fellkraulen unter befreundeten Pferden

Höflichkeit und Respekt

In einer Freundschaft achten die Pferde gegenseitig stark auf die Bedürfnisse des Anderen. Das betrifft besonders die Entscheidungen darüber, was gemacht wird und wieviel Kontakt erwünscht ist.

Das Vorgehen beim gegenseitigen Fellkraulen ist noch nicht komplett erforscht, aber klar ist, dass die Pferde sich gegenseitig „fragen“, an welcher Stelle gerade wieviel Kraulen angenehm ist und dann auf die Antwort des Anderen warten. So respektieren sie die Bedürfnisse und Wünsche des Gegenübers und stärken ihre Bindung zueinander.

 

Körpersprache

Um miteinander zu kommunizieren, nutzen Pferde KEINEN Augenkontakt. Sie benutzen hauptsächlich nonverbale Signale, also Körpersprache.

Keine Futtergeschenke

Und zum Schluss kommt noch ein Fakt, der viele vielleicht enttäuschen, wenn auch nicht wirklich überraschen wird: Pferde geben sich gegenseitig KEIN Futter, um ihre soziale Bindung aufzubauen oder zu stärken!

Das heißt also auch, dass Futter sich nicht eignet, um eine echte Beziehung zu deinem Pferd aufzubauen!

Natürlich gibt es bestimmte Situationen, in denen man mit Futter als positiver Verstärkung durchaus sinnvoll arbeiten kann. Dabei geht es dann aber eben um Training und nicht um Beziehungsaufbau.

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Hier wird der Raum beim Fressen geteilt. Das Teilen des Heus resultiert daraus, spielt für die Pferde zum Beziehungsaufbau jedoch keine Rolle.

Und wie bauen wir Menschen Beziehungen auf – im Vergleich zu Pferden?

Bei uns Menschen funktioniert der Beziehungsaufbau in vielerlei Hinsicht etwas anders als bei Pferden.

 

Blickkontakt und Sprache

Als erste Kontaktaufnahme dient uns, anders als den Pferden, meist der direkte Blickkontakt. Danach kommunizieren wir sehr viel über verbale Sprache (auch wenn unsere Körpersprache und Mimik eine wahrscheinlich ebenso wichtige Rolle spielen).

Pferde hingegen kommunizieren fast ausschließlich über Körpersprache und lesen auch permanent an unserer Körperhaltung und unserem Muskeltonus ab, wie wir uns fühlen und was wir gerade ausstrahlen.

 

Ressourcen teilen

Wir Menschen teilen außerdem unsere Ressourcen – z. B. Essen – mit unseren Freunden. Ein sehr wichtiger Unterschied zu den Pferden. Denn das Teilen von Nahrung und das Versorgen eines Anderen mit Essen hat in der Menschheit eine sehr große Bedeutung.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten Menschen auch (ihre) Tiere gerne füttern und sich dabei gut fühlen. Für unsere Pferde hat das Teilen von Futter allerdings nichts mit dem Aufbau oder der Stärkung einer echten Beziehung zu tun.

 

Körperkontakt

Berührungen sind ebenfalls ein unter Menschen oft genutztes Mittel, um Verbindung herzustellen. Die Berührungen müssen dabei allerdings, anders als bei den Pferden, nicht immer gegenseitig sein. Auch ein Auflegen der Hand auf den Arm eines Freundes schafft Nähe.

Wir klopfen uns auch gegenseitig auf Rücken oder Schulter und empfinden das als positive, anerkennende Berührung. Pferde hingegen kennen in ihrer intraspezifischen Kommunikation kein Klopfen.

Trotzdem ist das Klopfen des Pferdes als Lob weit verbreitet und anerkannt und viele Pferde werden das auch durch Konditionierung als solches erkennen. Aber eine angenehme, beziehungsstärkende Berührung ist es aus wissenschaftlicher Sicht nicht, da wäre Streicheln oder Kraulen die pferdegerechtere Alternative.

 

Gemeinsame Zeit und Erfahrungen

Wie die Pferde verbringen auch wir Menschen zum Beziehungsaufbau Zeit miteinander. Wir suchen die Nähe des Anderen und besonders gemeinsame Aktivitäten und Erfahrungen stärken das Band einer Freundschaft.

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Es gibt Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten in der Art, wie Pferde und Menschen Beziehungen aufbauen

Wie finden Pferd und Mensch zusammen?

Über ausgiebig zusammen verbrachte Zeit, Nähe, gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen sowie eine gemeinsame Sprache können Mensch und Pferd eine echte Beziehung zueinander aufbauen. Im Vordergrund sollten dabei immer der gegenseitige Respekt für den Partner und die Achtung seiner Integrität stehen.

Das heißt für uns Menschen, dass wir die Grenzen des Pferdes feinfühlig wahrnehmen und respektieren sollten. Eben so, wie die Pferde es untereinander auch tun, wenn sie Freundschaften knüpfen.

Katja Seide und Danielle Graf beschreiben in einem ihrer Bücher über bindungsorientierte Erziehung die für menschliche Beziehungen allgemein gültigen 5 Säulen einer Beziehung.

Diese 5 Säulen sind aber nicht nur für zwischenmenschliche, sondern genauso für Pferd-Mensch-Beziehungen von Bedeutung.

  1. Wahrgenommen werden

Wir Menschen wollen als das gesehen werden, was wir sind: als Mensch, als Individuum, mit all unseren Eigenheiten und Besonderheiten. Wir wollen uns anerkannt und wertgeschätzt fühlen. Genauso geht es unseren Pferden.

– Trainiere nicht auf Autopilot, sondern nimm dein Pferd wirklich wahr und nimm es an, wie es ist.

  1. Beachtung der Bedürfnisse des Anderen

In einer guten Beziehung sollten beide die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse des Anderen erkennen und respektieren.

– Was braucht dein Pferd also gerade? Womit beschäftig es sich gern, womit eher nicht? Was mag es und gegen was hegt es eine Abneigung? Wo liegen seine besonderen Stärken?

  1. Gemeinsames Tun

Gemeinsam verbrachte Zeit und gemeinsame Erfahrungen schweißen zusammen und stärken die Bindung.

– Verbringe Zeit mit deinem Pferd und erlebe zusammen mit ihm neue, positive und vielleicht spannende Dinge. Orientiere dich an seinen Interessen und Stärken.

  1. Emotionale Resonanz

Wenn man auf der gleichen Wellenlänge ist, ist es leichter, eine enge, stabile Beziehung aufzubauen.

– Wenn dein Pferd vom Typ her zu dir passt, habt ihr wahrscheinlich schon eine ziemlich gute Zeit zusammen. Wenn aber z.B. ein sehr energetisches Pferd auf einen nach Entspannung suchenden Menschen trifft, kann es schwieriger werden. Trotzdem hilft es, sich emotional auf sein Pferd einzustellen.

  1. Empathie

Welche Absichten hat mein Gegenüber und welche Motive liegen seinem Verhalten zugrunde? Empathie bedeutet, sich in den Anderen einzufühlen.

– Fühl dich also in dein Pferd ein. Wie fühlt es sich in einer bestimmten Situation und warum verhält es sich auf eine bestimmte Art und Weise?

Wie passen diese Erkenntnisse nun mit unserem Pferdetraining zusammen?

Schließlich geht es im Training doch durchaus darum, ein bestimmtes Verhalten an- oder abzugewöhnen oder das Pferd zu konditionieren.

Tatsächlich muss ich dich enttäuschen, wenn du jetzt den Eindruck gewonnen haben solltest, dass du dein Pferd allein dadurch ausbilden kannst, es zu kraulen, mit ihm auf der Wiese zu chillen und gemeinsamen spazieren zu gehen.

Natürlich braucht es eine Grunderziehung, gewisse Regeln, Respekt, Vertrauen und Höflichkeit. Und wenn wir unser Pferd für ein bestimmtes Aufgabenfeld ausbilden wollen, dann braucht es auch das entsprechende Training, um ausreichend auf diese Aufgabe vorbereitet und ihr gewachsen zu sein.

Aber: Mir wird immer klarer, dass es nicht nur viel schöner ist, wenn das Pferd dabei mit uns in einem Boot sitzt, sondern dies beiden, Pferd und Mensch, das Training zudem ungemein erleichtert: Wenn wir eine echte Beziehung haben, also befreundet sind, können wir mit einer viel höheren Eigenmotivation und Zufriedenheit des Pferdes rechnen.

Für mich ist die Basis einer Beziehung die respektvolle Grunderziehung, also das Abstecken von gewissen Rahmenbedingungen, an die sich Pferd UND Mensch halten.

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Freundliche und respektvolle Kontaktaufnahme

Ich möchte, dass mein Raum und meine Grenzen gewahrt werden und dass mein Pferd vorsichtig und freundlich mit mir in Kontakt tritt. Genauso muss ich natürlich auch den Raum des Pferdes respektieren und seine körperliche Integrität wahren. Ich muss also seine momentanen Grenzen wahrnehmen und akzeptieren, anstatt achtlos über sie hinwegzugehen. Dazu gehört z. B., dass ich das Pferd nicht einfach so am Kopf berühre, wenn es das nicht mag.

Dass es als Reitpferd natürlich trotzdem lernen muss, gewisse Berührungen am Körper zu akzeptieren, ist klar. Aber auch das kann ich ihm höflich, geduldig und respektvoll beibringen.

Fazit: Passen Horsemanship und Beziehung zusammen?

Pferdegerechter Umgang in einer respektvollen Beziehung – nichts anderes heißt für mich auch der Begriff „horsemanship“ in seiner ursprünglichen Bedeutung.

Heute ist der Begriff Horsemanship jedoch stark mit bestimmten Trainingsmethoden und Ausrüstungsgegenständen belegt, wie dem Knotenhalfter und dem Stick. Das ist schade, denn die eigentliche Idee hinter dem Wort scheint mir dabei etwas in den Hintergrund gerückt zu sein.

Ich nehme heute in der Pferdewelt zwei Extreme von „Beziehungsaufbau“ zwischen Mensch und Pferd wahr, die aus meiner Sicht beide nicht artgerecht sind:

Das eine Extrem ist die Art von Horsemanship, die sehr strikten Regeln innerhalb eines recht starren Systems folgt und für mein Gefühl von einer eher maskulinen, technischen Dominanz geprägt ist.

In dieser Ausprägung geht es weniger um das Bedürfnis oder den Kontext eines Verhaltens, als vielmehr um das Verhalten selbst und dessen Korrektur. Die Führungsposition des Menschen wird wiederholt und stark betont.

Pferde, die nach diesem Schema gearbeitet werden, erlebe ich oft als brav, aber nicht als besonders motiviert oder zufrieden. Sie machen auf mich häufig einen eher frustrierten Eindruck.

Das andere Extrem ist der Versuch, eine Beziehung zum Pferd auf einer vermenschlicht wirkenden Ebene aufzubauen: Dabei werden menschliche Beziehungsmuster auf das Pferd projiziert und so dessen Verhaltensweisen falsch interpretiert.

Dabei wird das Pferd mit seinen arttypischen Bedürfnissen verkannt, zum Beispiel, wenn es aus falscher Tierliebe mit überflüssigen Futtergeschenken überversorgt wird. Dafür fehlen in einer solchen Pferd-Mensch-Beziehung meiner Erfahrung nach oft echter Respekt, Vertrauen und Sicherheit.

Für mich ist die Frage, ob Horsemanship und Beziehung zusammenpassen, eigentlich gar keine Frage. Denn: Sie passen auf jeden Fall zusammen! Wenn man es richtig macht!

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Partner fürs Leben

Wir können uns über Bodenarbeit eine gemeinsame Sprache mit dem Pferd aufbauen und so gewisse Grundregeln der Höflichkeit und des Respekts etablieren. Außerdem können wir unserem Pferd so zeigen, dass wir seine Körpersprache verstehen, seine Bedürfnisse erkennen und diese respektieren. Das allein schafft schon Verbindung und Nähe.

Auf dieser Basis können wir nun harmonisch Zeit mit unserem Pferd verbringen und gemeinsam Erfahrungen sammeln.

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Gemeinsames Tun und positive Erfahrungen stärken die Beziehung

Um die Bindung zu stärken, sollte es immer mal wieder einen Raum geben, in dem beide gleichberechtigt sind und gemeinsam entscheiden können. Pferd und Mensch sollten zusammen spielen können, Neues erkunden, ohne Plan, ohne definiertes Ziel, ohne Anführer, einfach gemeinsam als Team. Und natürlich immer nur so weit, wie sich beide wohlfühlen.

Und wenn wir dann noch die Geduld haben, die Beziehung zu unserem Pferd über Jahre hinweg wirklich wachsen zu lassen und seine Bedürfnisse über unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen zu stellen, dann tragen wir dazu bei, dass unser Pferd zufrieden, selbstbewusst und ausgeglichen wird – und wir gewinnen einen verlässlichen Partner fürs Leben.

Hast du schon einmal so über das Thema Beziehung zu deinem Pferd nachgedacht? Wie harmonisch ist die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd?

Scroll gern runter und schreibe einen Kommentar 🙂

Dem Pferd Longieren beibringen – Mit diesen 3 Übungen klappt’s sofort

Mein Pferd lässt sich nicht longieren

Oft höre ich Sätze wie „Ich möchte mein Pferd longieren, aber das geht mit ihm nicht“, „An der Longe drängelt er immer rein“ und „Mein Pferd zieht an der Longe nach außen oder dreht einfach um.“

In der Tat ist es so, dass viele Pferde das Longieren zu Beginn nicht verstehen. Sie haben kein Bild davon im Kopf, was wir uns vorstellen und erst Recht nicht davon, was wir mit dem Longieren bezwecken wollen.

Deshalb drängeln sie rein oder gehen gar nicht erst raus, ziehen stark nach außen, gehen nur seitwärts oder bleiben stehen und schauen uns fragend an.

Longieren klappt meist nicht einfach so, sondern muss erklärt, verstanden und auch ein bisschen geübt werden.

Die Probleme tauchen häufig auf, wenn Pferd und Mensch in der Bodenarbeit unerfahren sind, der Mensch jedoch trotzdem auf das Longieren zum Aufwärmen, Energie abbauen oder Gymnastizieren des Pferdes zurückgreifen will.

Die Wurzel des Problems liegt dann eigentlich gar nicht beim Longieren selbst, sondern schon eine Stufe davor: nämlich (wie so oft!) bei der Kommunikation über Körpersprache.

Heißt konkret: Dein Pferd muss zunächst einmal verstehen, dass du es aus einer bestimmten Distanz mithilfe deines Körpers, eines Seils und einem Stick oder einer Peitsche auf eine Kreislinie dirigieren möchtest.

Du willst es auf einem Kreis um dich herum schicken und Abstand, Richtung und Tempo bestimmen. Denn nichts anderes ist Longieren, wenn wir es herunterbrechen.

Hier würde ich allerdings noch nicht von Longieren sprechen, sondern lediglich von „auf den Kreis schicken“.

Unterscheide!

Longieren versus auf den Kreis schicken
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Das Pferd auf Abstand auf einen Kreis dirigieren

Es gibt drei konkrete Übungen, mit denen du deinem Pferd das Longieren beibringen kannst. Wenn es diese Übungen verstanden und erlernt hat, kannst du es auch problemlos auf einem Kreis um dich herum laufen lassen.

Daraus kannst du dann das gymnastizierende Longieren, z.B. am Kappzaum entwickeln.

Pferdegerechtes, gymnastizierendes Longieren kann nämlich sehr nützlich sein, z.B. um dem Pferd die Möglichkeit zu geben, sich „frei“ zu bewegen und Energie abzubauen, zum Lösen bei verspanntem Rücken, zum Muskelaufbau, zum Trainieren ohne Reitergewicht und so weiter.

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Damit du dein Pferd (auch wenn es momentan ein Nicht-Longier-Pferd ist) bald auch an der Longe arbeiten kannst, habe ich diesen Artikel geschrieben.

Ich erkläre dir in diesem Artikel ganz konkret,

  • mit welchen drei Übungen aus der Bodenarbeit du deinem Pferd das Longieren erklärst,
  • wie du daraus das Longieren mit Kappzaum entwickelst,
  • wie du den Ausbildungsstand deines Pferdes mit einbeziehst,
  • welche Schwierigkeiten auftreten können und wie du ihnen begegnest
  • und auf was du deinem Pferd zuliebe besser verzichtest.

Mit Bodenarbeit das Longieren üben

Um dem Pferd das Longieren zu erklären, benutze ich ein Knotenhalfter mit einem ca. 3 m langen Seil, sowie einen Stick mit Seilchen. Alternativ kannst du auch eine kurze Peitsche, z. B. eine Fahrpeitsche, als Verlängerung deines Armes nehmen.

Bei den folgenden drei Übungen geht es um die Kommunikation über deine Körpersprache und das Verständnis der Hilfen, die du über das Seil und den Stick gibst. Es geht nicht in erster Linie ums Longieren, sondern um das Dirigieren des Pferdes auf Abstand.

 

Übung 1: Rückwärts weichen

Zuerst suchst du dir aus, welcher Punkt auf dem Platz dein Zirkelmittelpunkt sein soll. Von diesem Punkt aus, wirst du dein Pferd auf den Kreis dirigieren. Stell dich also an diesen Punkt, dein Pferd steht frontal mit ca. 1 m Abstand vor dir und schaut dich an.

Tipp: Markiere den Punkt, sonst wirst du wahrscheinlich mogeln. 😉

Der erste Schritt ist nun, den passenden Abstand zum Longieren herzustellen, indem du dein Pferd rückwärts vor dir weichen lässt. Du bittest es mittels deiner Körpersprache und eventuell mithilfe deines Sticks rückwärts zu gehen, bis es einen ausreichenden Abstand zwischen euch hergestellt hat.

Es schaut dich jetzt immer noch an, steht nun aber rund 2,5 – 3 m von dir entfernt. Der Radius deines Kreises ist nun also noch ziemlich klein zum Longieren. Der geringe Abstand zu deinem Pferd hilft dir jedoch zunächst, besser einwirken zu können.

Annika-Hansen-Pferdetraining-Blog-Dem-Pferd-Longieren-beibringen-Rückwärts-weichen-Skizze

Übung 2: Schulter dirigieren

Im zweiten Schritt möchtest du die Vorhand deines Pferdes auf den Kreis bewegen, indem du mit deiner Seilhand in die Richtung zeigst, in die sich dein Pferd bewegen soll und zusätzlich mit dem Stick Energie Richtung Schulter / Hals des Pferdes gibst.

Stell dir vor, dein Pferd macht eine viertel Hinterhandwendung, bei der sich die Vorderbeide auf die Kreislinie des Zirkels hinaus bewegen. Nun steht dein Pferd in „Fahrtrichtung“ auf der Zirkellinie.

Annika-Hansen-Pferdetraining-Blog-Dem-Pferd-Longieren-beibringen-Schulter-dirigieren-Skizze

Tipp!

Diese Übung ist super gegen das Reindrängeln der Schulter in den Kreis!

Übung 3: Vorwärts schicken

Im dritten Schritt, schickst du dein Pferd vorwärts, sodass es um dich herum im Kreis geht. Dazu drehst du deine Schultern in Bewegungsrichtung, weist mit der Seilhand nach vorne und bittest dein Pferd auf eine Stimmhilfe und eventuell das Treiben des Sticks anzutreten.

Ich stehe dabei immer auf Höhe der Sattellage und drehe mich mit im Kreis. Meine Schultern zeigen die ganze Zeit in die Richtung, in die mein Pferd laufen soll.

Damit dein Pferd fein auf deine treibende Hilfe reagiert, beginne immer mit sehr feinen Hilfen und steigere erst nach Bedarf mit deutlicheren Hilfen. Je feiner dein Pferd das Vorwärts annimmt, umso weniger musst du es nerven. Du willst es auf keinen Fall dauerhaft antreiben müssen.

Annika-Hansen-Pferdetraining-Blog-Dem-Pferd-Longieren-beibringen-Vorwärts-schicken-Skizze

Gut zu wissen!

Pferde lesen besonders an der Position unserer Schultern ab, in welche Richtung sie sich bewegen sollen.

Diese drei Dinge bilden die Basis fürs Longieren. Denn wenn wir genau überlegen, besteht Longieren aus den drei Komponenten Abstandhalten, die Vorhand auf einer Kreislinie bewegen und in eine bestimmte Richtung vorwärts gehen.

Ich möchte betonen, dass es bei dieser Vorübung noch nicht um Stellen, Biegen oder sonst wie Gymnastizieren geht. Es geht hier nur darum zwischen dir und deinem Pferd eine funktionierende Verständigung herzustellen, die es dir überhaupt ermöglicht, dein Pferd auf Abstand auf einer Kreislinie um dich herum zu dirigieren, ohne dich selbst dabei viel von der Stelle bewegen zu müssen.

Gymnastizierendes Longieren mit Kappzaum

Wenn dein Pferd diese Übung auf beiden Händen verstanden hat und ihr eine gut abgestimmte, feine Kommunikation miteinander aufgebaut habt, kannst du mit dem gymnastizierenden Longieren beginnen. Dein Pferd wird dich jetzt problemlos verstehen und genau wissen, was es tun soll.

Ich nutze hierfür nicht mehr das Knotenhalfter, sondern einen gut sitzenden Kappzaum und ein leichtes Seil sowie eine Fahrpeitsche. Wenn du auf größeren Kreisen arbeiten willst, nimmst du dir eine Longe und eine entsprechend längere Peitsche. Du darfst dich aber durchaus etwas mit dem Pferd mitbewegen, sodass du es auch am kürzeren Seil auf einen ausreichend großen Kreis schicken kannst.

Am Kappzaum kannst du nun auch an Stellung, Biegung, Aufrichtung der Schultern und Aktivität der Hinterhand arbeiten, Übergänge abfragen, Handwechsel üben sowie den Zirkel vergrößern und verkleinern.

Übe auch den Zirkel zu verlagern, indem du dein Pferd immer wieder ein Stück geradeaus gehen lässt und es erst dann auf die nächste Volte abwendest. Das schont die Gelenke und die Muskulatur deines Pferdes.

Auch Stangenarbeit lässt sich prima mit dem Longieren am Kappzaum kombinieren.

Babette Teschen z. B. hat sich auf das Thema gesunderhaltendes Longieren spezialisiert und dazu sehr viel tolles (Selbst)Lernmaterial erstellt.

Wenn du tiefer in das Thema eintauchen willst und mit deinem Pferd intensiv an der Longe arbeiten möchtest, kann ich dir Babettes Seite für mehr Informationen sehr ans Herz legen.

Den Ausbildungsstand deines Pferdes an der Longe mit einbeziehen

Für Pferde ist es von Natur aus schwierig, nach innen gebogen auf einer Kreislinie zu laufen. Unter normalen Umständen tun sie dies immer in Außenstellung, um ihre Balance auf gebogener Linie besser halten zu können.

Erst im Verlauf ihrer Ausbildung und mit zunehmender Koordination, Balance und kräftiger werdender Muskulatur sind sie in der Lage, in Innenstellung und –biegung auf dem Zirkel zu laufen, ohne dabei auf die innere Schulter zu fallen oder mit der Hinterhand aus der Spur zu driften.

Beziehe den Ausbildungsstand deines Pferdes beim Longieren immer mit ein! Überfordere dein Pferd nicht mit zu engen Kreisen oder zu hohem Tempo. Wechsle häufig die Hand, damit die Muskulatur deines Pferdes nicht übermäßig beansprucht wird und es zu Ermüdungserscheinungen kommt.

Häufige Schwierigkeiten und wie du deinem Pferd helfen kannst

Wenn dein Pferd sich mental oder körperlich überfordert fühlt, werden die typischen, oben beschriebenen Probleme beim Longieren wieder häufiger in Erscheinung treten. Dieses Mal nicht, weil dein Pferd dich nicht versteht, sondern weil es dir sagt, dass es das Geforderte nicht umsetzen kann.

Das ist übrigens ein weiterer Pluspunkt einer guten Verständigung: Du kannst das Verhalten deines Pferdes viel besser interpretieren, weil du davon ausgehen darfst, dass es genau versteht, was du von ihm möchtest. Sagt es also Nein, hat das einen ganz bestimmten Grund. Und der ist nicht, dass es dich veräppeln möchte!

Achte also immer darauf, dass du gemäß seines Ausbildungsstandes und seiner aktuellen Verfassung longierst.

Das vorausgesetzt, kannst du deinem Pferd bei den meisten Schwierigkeiten mit oben beschriebenen Übungen aus der Bodenarbeit helfen, um eure Kommunikation wieder klarer und feiner zu machen.

Hier kommen ein paar der häufigsten Verständigungsprobleme und wie du auf sie reagieren kannst:

Das Pferd geht nicht auf den Zirkel raus, sondern guckt den Mensch an

Körperdrehung! Drehe deine Schultern in Bewegungsrichtung und schau dorthin, wo auch dein Pferd hingehen soll. Stelle über das Seil Kontakt zum Halfter her, weise mit dem Seil in Bewegungsrichtung und winke mit der Peitsche Richtung Hals / Nase, damit die Vorhand rausgeht.

Treiben Richtung Hinterhand hilft hier meist nicht, denn die Hinterhand ist ja bereits am weitesten von dir entfernt. Der Schlüssel ist, die Vorderbeine in Richtung Kreislinie zu bewegen.

Das Pferd drängelt in den Zirkel hinein

Versuche schon bevor du es losschickst, mehr Abstand zwischen dir und dem Pferd herzustellen. Oft nehmen die Pferde uns etwas besser wahr, wenn wir weiter weg stehen.

Drängelt es dann während der Vorwärtsbewegung in den Zirkel hinein, winke mit Stick oder Peitsche Richtung Hals / Schulter, damit es wieder rausgeht. Eventuell musst du es sogar an der Schulter touchieren, damit es deinen Raum besser respektiert und seine Schultern anhebt.

Achtung!

Reindrängen kann auch immer ein Balanceproblem sein!

Das Pferd zieht nach außen

Wenn das Pferd an der Longe extrem nach außen zieht, ist das fast immer ein Balancethema. Das Pferd schafft es einfach nicht, die Kreislinie zu halten.

Du kannst dann den Zirkel vergrößern oder zwischen Zirkel und gerader Linie wechseln. Es kann auch helfen, die Hinterhand des Pferdes phasenweise nach außen zu treiben, damit es sich mit Vorhand und Kopf wieder in deine Richtung orientiert. Belohne es sofort, wenn es sich Mühe gibt, sich nach innen zu stellen und zu biegen!

Manche Pferde ziehen auch nach außen, weil sie zu viel Druck vom Menschen erfahren und diesem Druck nach außen weichen wollen. Überprüfe deine Körpersprache und Hilfengebung, nimm deine Energie etwas zurück und / oder versuche sie mehr ins Vorwärtsschicken zu lenken.

Zusätzlich kann euch für eine Weile auch eine äußere Begrenzung, wie in einem Roundpen, helfen, das Problem zu lösen.

Das Pferd geht nicht vorwärts

Wenn dein Pferd sich triebig zeigt und an der Longe absolut nicht vorwärts gehen mag, finde die Ursache heraus. Ist es ein Longenmuffel und hat überhaupt keinen Spaß an der Arbeit? Warum nicht?

Ist es auf deine treibenden Hilfen abgestumpft, weil du es dauertreibst? Hat es Langeweile? Wie kannst du das Longieren abwechslungsreicher gestalten und dein Pferd wieder mehr motivieren?

Musst du überhaupt Longieren? Oder kannst du vielleicht im Gelände „longieren“? Dein Pferd also über Unebenheiten, Bachläufe, Pfützen, Baumstämme klettern lassen, um ihm wieder mehr Freude zu bereiten?

Grundsätzlich solltest du deine treibenden Hilfen überprüfen und sie immer im richtigen Maß und mit dem richtigen Timing einsetzen. Dein Pferd sollte sich an der Longe zu jedem Zeitpunkt flüssig vorwärts schicken lassen.

Das Pferd schießt vorwärts

Das gegenteilige Problem hast du, wenn dein Pferd an der Longe unkontrolliert nach vorne prescht. Versuche wieder den Grund herauszufinden. Ist es gestresst? Hat es zu viel Energie? Braucht es Tempo, um sich auszubalancieren?

Je nachdem wo die Ursache liegt, versuche wieder Ruhe reinzubringen, Vertrauen aufzubauen, Energie beim Pferd abzubauen bzw. in kontrollierbare Bahnen zu lenken und dein Longiersetting so anzupassen, dass die Schwierigkeiten weniger auftreten.

Um dein Pferd nach dem Losschießen jedoch schnell wieder unter Kontrolle zu bringen, kannst du die Hinterhand nach außen verschieben und über das Seil einen parierenden Impuls geben. Mit der Peitsche kannst du zusätzlich vor der Schulter bremsend einwirken.

Das Pferd kommt (aggressiv) auf den Menschen zu

Dieses Problem taucht eher selten auf aber wenn, dann stimmt etwas an der Beziehung zwischen Pferd und Mensch nicht. In diesem Fall solltest du noch einmal zurück zur Basis gehen und sicherstellen, dass ihr euch gegenseitig versteht, respektiert und vertraut.

Vielleicht hat dein Pferd auch schlechte Erfahrung mit dem Thema longieren gemacht.

In jedem Fall kannst du zu deiner eigenen Sicherheit noch einmal das Rückwärts weichen üben und beim Longieren immer auf einen ausreichenden Abstand achten.

Fühlst du dich nicht sicher, hol unbedingt kompetente und einfühlsame Hilfe für dich und dein Pferd!

Das Pferd wechselt selbstständig die Hand

Meist wechseln Pferde ungefragt von der schlechten auf die gute Hand. Und darin liegt auch oft schon die Ursache für das Verhalten. Sie laufen lieber auf der Hand, die ihnen leichter fällt.

Manchmal fühlen sich Pferde aber auch aus psychischen Gründen auf einer Hand ungleich schlechter, als auf der anderen Hand. Sie wollen uns Menschen lieber auf einer bestimmten Körperseite haben und uns lieber mit einem bestimmten Auge sehen. Bei vielen Pferden ist das die linke Hand, es kann aber auch die rechte Hand bzw. das rechte Auge sein.

Du kannst deinem Pferd helfen, indem du genau wahrnimmst, auf welcher Hand es sich wohler bzw. unwohler fühlt und deine Körpersprache bewusst einsetzt. Je gleichmäßiger beide Körperhälften trainiert sind, umso weniger wird das Problem auftauchen.

Das Gleiche gilt für die psychische Komponente. Wenn dein Pferd dich auf beiden Körperseiten gleichmäßig akzeptiert, gibt es keinen Grund mehr, die Hand zu wechseln.

So lieber nicht

Longiere bitte NIE an der Trense! Weder am inneren Gebissring, noch mit einer Longierbrille, noch sonst irgendwie mit der Longe durch die Gebissringe über die Nase oder unters Kinn gezogen.

Du wirkst damit unkontrolliert und stark auf das Maul deines Pferdes ein und fügst ihm Schmerzen zu! So kann es sich nicht lösen, entspannen und Muskeln aufbauen.

Ich benutze auch seit vielen Jahren gar keine Hilfszügel mehr.

Wenn du dein Pferd am Kappzaum korrekt arbeitest, wird dein Pferd irgendwann von ganz allein in der Lage sein, seinen Körper gut einzusetzen, die richtigen Muskeln zu benutzen und in Selbsthaltung zu laufen.

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Fazit

Viele Probleme, die beim Longieren auftauchen, lassen sich durch gute Kommunikation lösen.

Wenn du sicher bist, dass dein Pferd deine Körpersprache versteht und sich von dir dirigieren lässt, die Schwierigkeiten aber trotzdem noch (oder wieder) auftauchen, hör auf dein Pferd und forsche nach der Ursache!

  • Hat es körperliche Schwierigkeiten, das Gefragte umzusetzen?
  • Hast du zu viel verlangt?
  • Ist dein Pferd / Bist du heute einfach nicht gut drauf?
  • Gibt es äußere Einflüsse, die das Longieren momentan erschweren?

Hast du eine mögliche Ursache gefunden? Prima. Reagiere darauf. 🙂

Liegt es vielleicht doch an eurer etwas schwammig gewordenen Kommunikation? Dann geh einen Schritt zurück und verfeinere die drei Bodenarbeitsübungen – Rückwärts weichen, Schulter dirigieren und Vorwärts schicken – bis eure Verständigung wieder stimmt.

Wie sieht es bei euch aus mit dem Thema Longieren? Lieblingsübung oder eher Nervkram? 😉

Scroll runter und schreib mir gerne einen Kommentar unter diesen Artikel!

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