Ausreiten üben – Die 13 besten Tipps zur Vorbereitung auf einen sicheren Ausritt

Es ist Mai, das Wetter oft gut und die Tage lang. Die Temperaturen sind noch moderat und auch Fliegen und Bremsen halten sich vielerorts noch in Grenzen. Die perfekten Bedingungen für’s Ausreiten. Wenn denn das Pferd auch mitmacht!

Ausreiten braucht Vorbereitung und Übung

Denn nur weil jetzt Mai ist, können wir nicht einfach plötzlich losreiten. Zumindest nicht, wenn unser Pferd noch nicht aufs Geländereiten vorbereitet ist.

Ausreiten musst du genauso üben, wie das Reiten in der Bahn!

Und eigentlich ist es sogar noch viel anspruchsvoller, als das Reiten auf dem Platz. Genaugenommen ist es für mich die Königsdisziplin des guten Freizeitreitens.

Denn alles was wir beim Ausreiten brauchen (Kontrolle über Tempo, Richtung, Akzeptanz diverser Reize etc.) muss zunächst auf dem Platz geübt werden und zu 100% funktionieren, bevor wir es auch auf dem Ausritt unter dem Einfluss verschiedenster Außenreize problemlos abrufen können.

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In den folgenden Tipps erfährst du

  • mit welchen Aufgaben du dein Pferd auf den ersten Ausritt vorbereiten kannst und
  • wie du das Ausreiten so üben kannst, damit du und dein Pferd eine entspannte und sichere Zeit im Gelände habt

Meine besten Tipps zum Ausreiten

 

Tipp 1: Bereite dein Pferd in gewohnter Umgebung auf’s Ausreiten vor

Die Vorbereitung zum Ausreiten beginnt auf dem Platz. Übe auf dem Platz, dein Pferd vom Boden und unter dem Sattel sicher in Richtung und Tempo zu kontrollieren. Auch das Anhalten und Rückwärtsrichten, sowie die Notbremse (Vorhandwendung) müssen jederzeit problemlos abrufbar sein.

Das Seitwärtsrichten und das Verschieben der Hinterhand sollten funktionieren, damit du dein Pferd bei Bedarf mit deinen Hilfen einrahmen und es in Stresssituationen gut begleiten kannst.

Genauere Tipps zum Thema Anhalten findest du hier. Wie du das Rückwärtsrichten verbessern kannst, kannst du hier nachlesen.

Tipp 2: Überprüfe die Rittigkeit deines Pferdes unter Stress

Bringe dich und dein Pferd gezielt in Situationen, in denen es abgelenkt ist, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie dein Pferd unter Ablenkung auf deine Hilfen reagiert.

Du weißt am besten, was dein Pferd reizt: Fremde Pferde, die am Hof vorbeikommen? Fahrzeuge auf dem Feldweg in der Ferne? Windiges Wetter? Unbekannte Gegenstände?

Versuche deinem Pferd durch ihm bekannte Übungen (Übergänge, Stellung, Seitwärts etc.) Sicherheit zu vermitteln und es mit deinen Hilfen einzurahmen. Beschäftige es durch kleine, einfache Aufgaben.

Du willst seine Aufmerksamkeit zu dir zurückbringen, damit es dir zuhört und bei dir Sicherheit und Entspannung finden kann.

Tipp 3: Geh mit deinem Pferd spazieren

Bevor du ausreitest, geh mit deinem Pferd spazieren. Spaziergänge sind wie Ausritte, nur eben zu Fuß. Der Vorteil ist, dass du deinem Pferd am Boden alles zeigen kannst. Wenn dein Pferd eine gute Basisausbildung am Boden hat, wird es sich neben dir sicherer fühlen, als wenn du im Sattel sitzt.

Außerdem fühlen sich viele Reiter zunächst auch am Boden sicherer als auf dem Pferd. Voraussetzung ist natürlich, dass dein Pferd sich am Boden gut kontrollieren lässt und deinen Raum respektiert.

Drei Übungen, mit denen du das Vertrauen und die Sicherheit zwischen dir und deinem Pferd am Boden verbessern kannst, lernst du im Mini-Videotraining, das du hier für 0 € anfordern kannst.

Tipp 4: Wähle die für dich passende Ausrüstung

Zum Ausreiten braucht dein Pferd selbstverständlich einen passenden Sattel, indem aber auch du dich wohl und sicher fühlst. Als Zäumung nutzt du immer das, was dein Pferd von der Vorbereitung auf dem Platz kennt und worauf es fein und verlässlich reagiert.

Ohne Frage können dich ein Helm und eine Sicherheitsweste bei Stürzen schützen. Ich empfehle jedem, das zu nutzen, was ihm hilft sich auf dem Pferd sicher und entspannt zu fühlen. Denn das dient am Ende auch dem Pferd und eurer Beziehung am meisten.

Mir ist es wichtig zu sagen, dass Helm und Weste jedoch keinesfalls eine solide Grundausbildung des Pferdes ersetzen und weder fehlende reiterliche Fitness noch reiterliches Können wettmachen!

Tipp 5: Erweitere deinen Radius Stück für Stück und reite nicht einfach plötzlich vom Hof

Kannst du dein Pferd zuhause auf dem Platz kontrolliert und entspannt reiten und hast du auch eine gute Idee davon, wie dein Pferd trotz Ablenkung auf dich und deine Hilfen reagiert, kannst du beginnen, deinen Radius Stück für Stück zu erweitern.

Ich sage das so konkret, weil ich oft erlebe, dass Ausreiten für viele eine „Entweder-ganz-oder-gar-nicht“-Frage zu sein scheint. Das muss es aber nicht sein.

Wenn wir uns von dem Druck befreien, gleich eine ganze Runde ausreiten zu müssen, können wir in kleinen, zu bewältigenden Schritten unsere Komfortzone ausweiten.

Was spricht denn dagegen, erst einmal kreuz und quer über den Hof zu reiten, wenn du dich zum ersten Mal aus der Halle heraustraust? Oder den Hof nur kurz zu verlassen und nach ein bisschen auf und ab reiten wieder zurückzukehren, um die Einheit dann gemütlich auf dem Platz zu beenden?

Tipp 6: Kenne das Gelände und potentielle Gefahrenquellen

Bevor du das erste Mal wirklich ausreiten gehst, mache dich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut. Du solltest das Gelände kennen und auch wissen, wo welche Art von Herausforderungen (Straßen, Brücken, Wasser, Untergründe, Kühe, Radfahrer, …) auf dich und dein Pferd warten könnten.

Wenn du zur Vorbereitung schon spazieren gegangen bist, kennst du dich wahrscheinlich schon gut aus. Umso besser.

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Wenn du auf deinem Ausritt Wasser durchqueren musst - und sei es auch nur eine breite Pfütze - solltest du das mit deinem Pferd in Ruhe üben

Tipp 7: Gewöhne dein Pferd an Straßen, Trecker, Kutschen etc.

Auf dem Ausritt muss dein Pferd natürlich am besten auch verkehrssicher sein. Auch wenn du auf deiner Geländerunde vielleicht keine Straßen kreuzen musst, es kann immer anders kommen als geplant.

Mache dein Pferd also vorher mit Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Maschinen, Fußgängern, Kinderwagen und wenn möglich auch mit Kutschen vertraut.

Du weißt am besten, was dir in deiner Region am wahrscheinlichsten begegnen kann. Sei also vorbereitet. Umso gelassener werden du und dein Pferd sein.

Tipp 8: Löse schwierige Situationen vom Boden und steige danach wieder auf

Bist du nun am Ausreiten und gerätst in eine Situation, in der dein Pferd sich unwohl fühlt und sich verspannt, und du dein Pferd vom Sattel aus nicht genügend an deine Hilfen stellen und beruhigen kannst, dann steige ab und löse die Situation vom Boden. Für viele Pferde ist es dann schon nur noch halb so schlimm.

Das Gleiche gilt natürlich, wenn du dich selbst im Sattel unsicher fühlst. Absteigen ist keine Schande! Im Gegenteil!

Ich mache das tatsächlich sehr oft. Sowohl bei jungen Pferden als auch bei meinem erfahrenen Pferd Walter.

Damit du im Gelände bei Bedarf gut vom Boden arbeiten kannst, ist es hilfreich, ein geeignetes Kopfstück dabei zu haben. Ich nutze zum Beispiel gerne ein Knotenhalfter unterhalb der Trense. Das Führseil knote ich während des Reitens einfach an den Sattel, damit es nicht stört. So ist alles schnell zur Hand.

Tipp 9: Reite im Gelände genauso, wie sonst auf dem Platz

Dieser Punkt ist super wichtig. Wir Reiter neigen dazu, in neuen Situationen anders zu reiten, als in gewohnter Umgebung. Vielleicht kennst du das vom Turnier. Vor lauter Anspannung und Konzentration, wirken wir auf das Pferd plötzlich wie ein anderer Mensch.

Es erkennt uns nicht wieder und findet in uns folglich auch nicht den sicheren Fels in der Brandung, den es in ungewohnten Situationen bräuchte.

Darum: Mach im Gelände alles genauso, wie du es auf dem Platz geübt hast. Wirke auf dein Pferd ein, hole seine Aufmerksamkeit zu dir zurück, wenn es sich zu sehr auf das Außen konzentriert, rahme es ein und reite die gleichen Übungen, die du auch auf dem Platz abfragst (Stellung, Übergänge, Seitwärts, …)

Diese bekannten Übungen geben euch beiden Sicherheit.

Vergiss nicht, zwischendurch auch immer wieder nachzugeben, damit dein Pferd seinen Hals entspannen und sich lösen kann!

Tipp 10: Reite vorausschauend und sei proaktiv

Ein weiterer super wichtiger Punkt! Schau voraus und sei proaktiv. Blicke also wirklich voraus, scanne deine Umgebung und erkenne potentiell schwierige Situationen frühzeitig. Antizipiere das Verhalten von anderen Menschen oder Reitern und auch die Reaktion deines Pferdes darauf.

Je früher du bemerkst, in welche Richtung sich eine Situation entwickelt und in welche Richtung dein Pferd denkt (Flucht oder lieber dem Menschen zuhören?), desto eher und meist auch sanfter kannst du reagieren.

Werde in Stresssituationen auf keinen Fall passiv, denn das verunsichert dein Pferd noch mehr. Bist du keine wahrnehmbare Stütze für dein Pferd, wird es sich umso mehr dazu gezwungen sehen, sich selbst um sein Überleben zu kümmern und im Zweifel zu flüchten.

Tipp 11: Achte beim Ausreiten auf eure Tagesform

Es gibt so Tage, da passt es einfach nicht. Irgendwie bist du noch gestresst von der Arbeit und dein Pferd vermutet auch hinter jedem Busch ein Gespenst. Tja, dann ist das vielleicht einfach nicht der Tag, um entspannt auszureiten. Und das ist ok.

Man muss nicht jedes Thema an jedem Tag trainieren, nur weil das vielleicht einmal der ursprüngliche Plan war. Und schon gar nicht, wenn es um ein Thema geht, das euch vielleicht Gelassenheit und Mut gleichermaßen abverlangt.

Wie du das passende Thema für deine Trainingseinheit finden kannst, erfährst du übrigens in diesem Artikel.

Ist es also windig und dein Pferd nervös oder es ist Feiertag und viele Radfahrer und Reiter sind unterwegs? Wenn du weißt, dass sich dein Pferd damit noch unwohl fühlt, dann verschiebe das Ausreiten üben einfach auf einen anderen Tag.

Tipp 12: Lass dich zu Beginn von einem erfahrenen Pferd-Reiter-Paar begleiten

Mach dir bewusst, welch großen Stress es für manche Pferde bedeutet, die eigene Herde und die vertraute Umgebung zu verlassen. Solchen Pferden hilft es extrem, wenn ein anderes, erfahrenes Pferd den Ausritt begleitet.

Ein Verlasspferd kann dir und deinem unerfahrenen Pferd natürlich auch später noch helfen, neue Situationen zu meistern oder Sicherheit zu vermitteln.

Nach und nach kannst du dann üben, dich im Gelände von dem Begleitpferd zu entfernen und zu trennen, bis du schließlich mit deinem Pferd alleine ausreiten kannst.

Manche Pferde tun sich auch schwer, alleine vom Hof weg zu gehen. Das ist fast immer ein Zeichen dafür, dass sich dein Pferd mit dir als alleinigem Herdenersatz noch nicht sicher genug fühlt.

Hier hilft es, wieder mehr vom Boden an der Beziehung zu arbeiten und mehr Vertrauen aufzubauen.

Wenn dein Pferd jedoch nur noch einen kleinen Stups braucht, um mit dir alleine den Hof zu verlassen, kannst du es auch einfach das erste Stück vom Hof wegführen und erst später aufsteigen.

Tipps zum Aufsteigen im Gelände, auch ohne Aufstiegshilfe, findest du hier.

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Ein erfahrenes Begleitpferd kann dir und deinem Pferd bei den ersten Ausritten viel Sicherheit geben

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Tipp 13: Hab dein Handy dabei und gib immer jemandem Bescheid, welche Strecke du reiten wirst

Wenn du alleine ausreitest, solltest du natürlich ein Handy dabei haben (möglichst an dir und nicht in der Satteltasche), um im Notfall Hilfe rufen zu können.

Für diesen Aspekt kannst du natürlich auch sämtliche Möglichkeiten der modernen Technik für dich nutzen und zum Beispiel über eine App deinen Standort teilen.

Informiere zusätzlich immer eine Person am Stall über deine geplante Strecke und deine ungefähre Rückkehr. So fällt auf, wenn du dich verspätest und es ist klar, wo man nach dir suchen kann.

Fazit: Ein Plädoyer fürs Ausreiten(üben!)

Um sicher und entspannt Ausreiten zu können, braucht es ein gewisses Maß an Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten – seitens des Menschen und seitens des Pferdes.

Um dies zu erreichen bedarf es wiederum einiger Zeit und Erfahrung. Es ist also klar, dass man Ausreiten üben muss – aber eben auch kann!

Denn oft investieren wir in das Ausreitenüben deutlich weniger Zeit, als in das Üben verschiedener Lektionen auf dem Platz. Daher müssen wir uns nicht wundern, wenn uns und unserem Pferd noch die nötige Routine und Gelassenheit auf dem Ausritt fehlen.

Natürlich muss am Boden und unter dem Sattel erst die Basis gelegt werden, aber dann profitieren Mensch und Pferd enorm vom Üben im Gelände, sowohl körperlich als auch mental.

Viele Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Ausreiten lassen sich außerdem durch Training und richtiges Üben wunderbar überwinden.

Somit sind die oben genannten Tipps auch gleichzeitig ein Sicherheitsupgrade für dich und dein Pferd. Denn Studien haben gezeigt, dass ein Großteil der Unfälle mit Pferden durch bessere Vorbereitung und gutes Training hätten vermieden werden können.

In diesem Sinne: Los geht’s mit dem Ausreiten üben! Wie wäre es? Entspannter Ausritt mit deinem Pferd – sagen wir – Ende des Sommers?

Wie ist das Thema Ausreiten für dich? Bist du noch ängstlich oder seid ihr schon Geländeprofis? 🙂

Scroll gern runter und schreib mir einen Kommentar!

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