Category: Gelände

Pferde straßensicher machen – In 6 Schritten zum Verlasspferd im Straßenverkehr

Die LKWs rauschen vorbei, während du mit deinem Pferd an der Landstraße stehst und wartest. Fast schon gelangweilt steht es in entspannter Haltung neben dir, der Zügel hängt durch. Endlich überquert ihr die Straße und setzt euren Weg fort. Knatternde Motorräder, brummende Trecker und klingelnde Fahrradfahrer überholen euch dicht. Dein Pferd trottet gemütlich schnaubend dahin, denn du hast es straßensicher gemacht.

Könnte das eine Situation auf eurem Ausritt sein? Wenn ja, brauchst du nicht weiterzulesen.

Wenn nein, dann ist dieser Artikel für dich. Denn es geht darum, wie du dein Pferd straßensicher machst und es zu einem echten Verlasspferd im Straßenverkehr wird.

In diesem Artikel gebe ich dir 6 konkrete Schritte an die Hand, mit denen du die Straßensicherheit deines Pferdes trainieren, verbessern und festigen kannst.

Der Ist-Zustand

Vorab musst du natürlich wissen, wie der Ist-Zustand in Bezug auf die Straßensicherheit deines Pferdes ist.

  • Wie findet dein Pferd Autos? Straßen? Bestimmte Fahrzeuge?
  • Was sind eure bisherigen Erfahrungen mit Straßenverkehr?
  • Gab es negative Erlebnisse mit Fahrzeugen, Straßen, Brücken etc.?
  • Assoziiert dein Pferd Stress oder Angst mit Autos oder ist es ein „unbeschriebenes Blatt“?
  • Unabhängig vom Straßenverkehr: Wie steht es um eure bisherige Verständigung am Boden und euer gegenseitiges Vertrauen?
  • Wenn du reitest: Wie rittig ist dein Pferd und wie sicher steht es auch in stressigen Situationen an deinen Hilfen?

An dieser Stelle, ist mir ganz wichtig zu sagen:

Wenn bereits schlechte Erfahrungen mit Straßen, Verkehr oder Fahrzeugen bestehen und dein Pferd in der Vergangenheit schon einmal panisch wurde oder / und es Unfälle gegeben hat, dann nimm dir bitte einen erfahrenen und professionellen Trainer zu Hilfe.

Dieser hat mehr Erfahrung, mehr Routine, andere Trainingsbedingungen und vor Allem ist die Situation für ihn nicht mit Angst besetzt.

Die Sicherheit von dir, deinem Pferd und von Dritten steht hier an erster Stelle!

Einen ausführlichen Artikel zum Thema Angst beim Reiten und was wir dagegen tun können, findest du übrigens hier.

6 Schritte zum straßensicheren Pferd

Abhängig vom Ist-Zustand durchläufst du nun die folgenden 6 Schritte, um dein Pferd straßensicher zu machen und es zu einem echten Verlasspferd im Straßenverkehr werden zu lassen.

Du weißt am besten, in welchen Schritt ihr am meisten investieren müsst, sodass du die 6 Schritte für dich und dein Pferd anpassen kannst.

Schritt 1 – Bodenarbeit

Als erstes überprüfst du die Verständigung mit deinem Pferd vom Boden und verbesserst sie gegebenenfalls wenn nötig.

Eine feine und leichte Kommunikation vom Boden beinhaltet für mich:

  • Sicheres Führen von beiden Seiten
  • Sofortiges Anhalten und Stillstehen
  • Leichtes Rückwärtsrichten
  • Kontrolle der Vorhand
  • Verschieben der Hinterhand und
  • Kopf senken als abrufbare entspannte Körperhaltung

Kannst du all diese Übungen leicht abrufen, habt ihr sehr wahrscheinlich ausreichend Vertrauen und Respekt aufgebaut und könnt euch nebeneinander sicher fühlen.

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Schritt 2 – Gelassenheitstraining

Um dein Pferd auf eventuell stressige und unbekannte Situationen an der Straße vorzubereiten, solltest du seine generelle Gelassenheit trainieren. Das kannst du durch typisches Gelassenheitstraining und Aussacken machen.

Dein Pferd lernt so neue Reize kennen und es lernt vor Allem auch, wie es mit neuen, furchteinflößenden Reizen umgehen kann.

Es lernt, sich auf dich als Mensch und als vertrauenswürdigen Partner zu verlassen und Sicherheit und Entspannung bei dir zu suchen, anstatt seinen Instinkten zu folgen und ohne Nachdenken zu fliehen.

Außerdem kannst du durch diese Übungen einschätzen, wie dein Pferd sich unter Stress verhält und wie seine Reaktion auf Außenreize aussieht.

Du erfährst auch, wie gut eure Kommunikation unter Anspannung noch funktioniert.

Sehr wichtig zu wissen übrigens!

Schritt 3 – Erste Erfahrungen an der Straße

Wenn du noch nicht viel mit deinem Pferd im Gelände warst und hier noch ein bisschen Übungsbedarf hast, schau doch mal den Artikel Ausreiten üben – Die 13 besten Tipps zur Vorbereitung auf einen sicheren Ausritt.

Wenn dein Pferd mit dem Gelände schon vertraut ist, kannst du dich an die ersten Erfahrungen an der Straßen wagen.

Hierfür brauchst du eine geeignete Stelle, an der ausreichend Platz zum Ausweichen ist und keine gefährlichen Engpässe, Zäune, Gräben etc. euch den Weg versperren, solltet ihr mehr Abstand zur Straße benötigen.

Sehr gut eignet sich zum Beispiel für den Anfang auch eine an die Straße grenzende Koppel oder eine Wiese in Sicht- und Hörweite zur Straße.

Suche dir einen passenden Ort aus, an dem du dich wohlfühlst und so ohne Stress die ersten Erfahrungen mit deinem Pferd an der Straße machen kannst.

Ziel dieses Schritts ist, dein Pferd an der Straßen einschätzen zu lernen und seine Reizschwelle herauszufinden.

Wo endet seine Komfortzone und wie reagiert es, wenn du diese Komfortzone ausdehnst?

Tipp

Wenn du schon weißt, dass dein Pferd sehr ängstlich ist, nimm dir für diese ersten Erfahrungen am besten auch schon ein sicheres Begleitpferd mit.

Schritt 4 – Üben, üben, üben

Nachdem du nun weißt, wo ihr steht, geht es jetzt ans Üben.

Dein Ziel ist es, die Komfortzone deines Pferdes so weit auszudehnen, dass es alles, was es als Reitpferd im Straßenverkehr leisten muss, ohne Stress bewältigen kann.

Dafür ist es wichtig, dass es positive Erfahrungen sammeln kann. Versuche also immer, die Trainingssequenzen an der Straße so zu beenden, dass dein Pferd sich dabei gut fühlen kann.

Vielleicht kannst du einem Radfahrer, einem Trecker oder einem langsam fahrenden Auto hinterhergehen oder -reiten, um deinem Pferd das Gefühl zu geben, dass es das Fahrzeug vertreiben kann.

Oder du entfernst dich wieder von der Straße, sobald dein Pferd es geschafft hat, sich zu entspannen.

Je nachdem wie schwer dein Pferd sich tut, helfen auch sichere und erfahrene Pferde, die an der Straße Ruhe ausstrahlen, deinem Pferd, sich besser zu fühlen und zu entspannen.

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Ein erfahrenes Begleitpferd gibt deinem Pferd Ruhe und Sicherheit an der Straße

Schritt 5 – Herausforderungen suchen

Im nächsten Schritt fragst du das Geübte routinemäßig ab und suchst dir und deinem Pferd zusätzlich neue Herausforderungen, um es noch straßensicherer zu machen.

In diesen Situationen kannst du überprüfen, wie sicher dein Pferd wirklich ist und in wie weit es das Gelernte auch auf neue Situationen übertragen kann.

Gibt es eine Bahnstrecke in eurer Nähe? Vielleicht kannst du mit ausreichend Abstand auf einer Wiese daneben gehen und warten bis ein Zug kommt?

Oder kannst du mit deinem Pferd eine Brücke überqueren, unter der der Verkehr schnell hindurch saust?

Wie sieht es aus mit großen Erntemaschinen? Motorradgruppen oder Kutschen?

Auch bei diesem Schritt steht euer beider Sicherheit an erster Stelle! Lass dich begleiten und begib dich nicht in unnötig gefährliche Situationen.

Schritt 6 – Routine

Im letzten Schritt soll der Straßenverkehr wirklich zur Routine werden. Wie alles, was wir nur ab und an mal machen, bleibt auch der Verkehr etwas Außergewöhnliches, wenn wir ihn nicht regelmäßig in unser Training einbeziehen.

Daher solltest du die Straßensicherheit deines Pferdes regelmäßig abfragen und immer wieder neue Situationen schaffen, in denen dein Pferd Selbstvertrauen gewinnen und an seiner Aufgabe im Straßenverkehr wachsen kann.

Fazit

Manche Pferde sind aufgrund ihres unerschrockenen Interieurs und ihrer Vorerfahrungen von Beginn an sicherer im Straßenverkehr als andere Pferde.

Aber: Straßensicherheit kann man mit jedem Pferd trainieren, und sollte dies auch tun! Denn du weißt nie (zumindest nicht, wenn du ausreitest), wann du in Situationen kommst, in denen du Fahrzeugen begegnest.

Die für mich aus Trainersicht wichtigste Voraussetzung für ein sicheres und entspanntes Pferd im Straßenverkehr ist die fundierte Grundausbildung des Pferdes und (!) des Menschen am Boden und später auch unter dem Sattel. Denn eine funktionierende Kommunikation schafft Sicherheit und Sicherheit schafft Entspannung und Gelassenheit.

Mit diesen 6 Schritten kannst du dein Pferd zum Verlasspferd an der Straße machen:

  • Bodenarbeit
  • Gelassenheitstraining
  • Erste Erfahrungen an der Straße
  • Üben, üben, üben
  • Herausforderungen suchen
  • Routine entstehen lassen

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Und noch einmal der wichtige Hinweis zum Schluss:

Wenn du dich nicht sicher fühlst im Umgang mit deinem Pferd oder im Training an der Straße, dann hol dir unbedingt Hilfe von einem erfahrenen Trainer vor Ort!

Ist dein Pferd straßensicher? Was sind deine Erfahrungen mit Pferden im Straßenverkehr? Schreine gerne einen Kommentar weiter unten!

Ausreiten üben – Die 13 besten Tipps zur Vorbereitung auf einen sicheren Ausritt

Es ist Mai, das Wetter oft gut und die Tage lang. Die Temperaturen sind noch moderat und auch Fliegen und Bremsen halten sich vielerorts noch in Grenzen. Die perfekten Bedingungen für’s Ausreiten. Wenn denn das Pferd auch mitmacht!

Ausreiten braucht Vorbereitung und Übung

Denn nur weil jetzt Mai ist, können wir nicht einfach plötzlich losreiten. Zumindest nicht, wenn unser Pferd noch nicht aufs Geländereiten vorbereitet ist.

Ausreiten musst du genauso üben, wie das Reiten in der Bahn!

Und eigentlich ist es sogar noch viel anspruchsvoller, als das Reiten auf dem Platz. Genaugenommen ist es für mich die Königsdisziplin des guten Freizeitreitens.

Denn alles was wir beim Ausreiten brauchen (Kontrolle über Tempo, Richtung, Akzeptanz diverser Reize etc.) muss zunächst auf dem Platz geübt werden und zu 100% funktionieren, bevor wir es auch auf dem Ausritt unter dem Einfluss verschiedenster Außenreize problemlos abrufen können.

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In den folgenden Tipps erfährst du

  • mit welchen Aufgaben du dein Pferd auf den ersten Ausritt vorbereiten kannst und
  • wie du das Ausreiten so üben kannst, damit du und dein Pferd eine entspannte und sichere Zeit im Gelände habt

Meine besten Tipps zum Ausreiten

 

Tipp 1: Bereite dein Pferd in gewohnter Umgebung auf’s Ausreiten vor

Die Vorbereitung zum Ausreiten beginnt auf dem Platz. Übe auf dem Platz, dein Pferd vom Boden und unter dem Sattel sicher in Richtung und Tempo zu kontrollieren. Auch das Anhalten und Rückwärtsrichten, sowie die Notbremse (Vorhandwendung) müssen jederzeit problemlos abrufbar sein.

Das Seitwärtsrichten und das Verschieben der Hinterhand sollten funktionieren, damit du dein Pferd bei Bedarf mit deinen Hilfen einrahmen und es in Stresssituationen gut begleiten kannst.

Genauere Tipps zum Thema Anhalten findest du hier. Wie du das Rückwärtsrichten verbessern kannst, kannst du hier nachlesen.

Tipp 2: Überprüfe die Rittigkeit deines Pferdes unter Stress

Bringe dich und dein Pferd gezielt in Situationen, in denen es abgelenkt ist, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie dein Pferd unter Ablenkung auf deine Hilfen reagiert.

Du weißt am besten, was dein Pferd reizt: Fremde Pferde, die am Hof vorbeikommen? Fahrzeuge auf dem Feldweg in der Ferne? Windiges Wetter? Unbekannte Gegenstände?

Versuche deinem Pferd durch ihm bekannte Übungen (Übergänge, Stellung, Seitwärts etc.) Sicherheit zu vermitteln und es mit deinen Hilfen einzurahmen. Beschäftige es durch kleine, einfache Aufgaben.

Du willst seine Aufmerksamkeit zu dir zurückbringen, damit es dir zuhört und bei dir Sicherheit und Entspannung finden kann.

Tipp 3: Geh mit deinem Pferd spazieren

Bevor du ausreitest, geh mit deinem Pferd spazieren. Spaziergänge sind wie Ausritte, nur eben zu Fuß. Der Vorteil ist, dass du deinem Pferd am Boden alles zeigen kannst. Wenn dein Pferd eine gute Basisausbildung am Boden hat, wird es sich neben dir sicherer fühlen, als wenn du im Sattel sitzt.

Außerdem fühlen sich viele Reiter zunächst auch am Boden sicherer als auf dem Pferd. Voraussetzung ist natürlich, dass dein Pferd sich am Boden gut kontrollieren lässt und deinen Raum respektiert.

Drei Übungen, mit denen du das Vertrauen und die Sicherheit zwischen dir und deinem Pferd am Boden verbessern kannst, lernst du im Mini-Videotraining, das du hier für 0 € anfordern kannst.

Tipp 4: Wähle die für dich passende Ausrüstung

Zum Ausreiten braucht dein Pferd selbstverständlich einen passenden Sattel, indem aber auch du dich wohl und sicher fühlst. Als Zäumung nutzt du immer das, was dein Pferd von der Vorbereitung auf dem Platz kennt und worauf es fein und verlässlich reagiert.

Ohne Frage können dich ein Helm und eine Sicherheitsweste bei Stürzen schützen. Ich empfehle jedem, das zu nutzen, was ihm hilft sich auf dem Pferd sicher und entspannt zu fühlen. Denn das dient am Ende auch dem Pferd und eurer Beziehung am meisten.

Mir ist es wichtig zu sagen, dass Helm und Weste jedoch keinesfalls eine solide Grundausbildung des Pferdes ersetzen und weder fehlende reiterliche Fitness noch reiterliches Können wettmachen!

Tipp 5: Erweitere deinen Radius Stück für Stück und reite nicht einfach plötzlich vom Hof

Kannst du dein Pferd zuhause auf dem Platz kontrolliert und entspannt reiten und hast du auch eine gute Idee davon, wie dein Pferd trotz Ablenkung auf dich und deine Hilfen reagiert, kannst du beginnen, deinen Radius Stück für Stück zu erweitern.

Ich sage das so konkret, weil ich oft erlebe, dass Ausreiten für viele eine „Entweder-ganz-oder-gar-nicht“-Frage zu sein scheint. Das muss es aber nicht sein.

Wenn wir uns von dem Druck befreien, gleich eine ganze Runde ausreiten zu müssen, können wir in kleinen, zu bewältigenden Schritten unsere Komfortzone ausweiten.

Was spricht denn dagegen, erst einmal kreuz und quer über den Hof zu reiten, wenn du dich zum ersten Mal aus der Halle heraustraust? Oder den Hof nur kurz zu verlassen und nach ein bisschen auf und ab reiten wieder zurückzukehren, um die Einheit dann gemütlich auf dem Platz zu beenden?

Tipp 6: Kenne das Gelände und potentielle Gefahrenquellen

Bevor du das erste Mal wirklich ausreiten gehst, mache dich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut. Du solltest das Gelände kennen und auch wissen, wo welche Art von Herausforderungen (Straßen, Brücken, Wasser, Untergründe, Kühe, Radfahrer, …) auf dich und dein Pferd warten könnten.

Wenn du zur Vorbereitung schon spazieren gegangen bist, kennst du dich wahrscheinlich schon gut aus. Umso besser.

Annika-Hansen-Pferdetraining-Blog-Ausreiten-üben-Wasser-durchqueren
Wenn du auf deinem Ausritt Wasser durchqueren musst - und sei es auch nur eine breite Pfütze - solltest du das mit deinem Pferd in Ruhe üben

Tipp 7: Gewöhne dein Pferd an Straßen, Trecker, Kutschen etc.

Auf dem Ausritt muss dein Pferd natürlich am besten auch verkehrssicher sein. Auch wenn du auf deiner Geländerunde vielleicht keine Straßen kreuzen musst, es kann immer anders kommen als geplant.

Mache dein Pferd also vorher mit Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Maschinen, Fußgängern, Kinderwagen und wenn möglich auch mit Kutschen vertraut.

Du weißt am besten, was dir in deiner Region am wahrscheinlichsten begegnen kann. Sei also vorbereitet. Umso gelassener werden du und dein Pferd sein.

Tipp 8: Löse schwierige Situationen vom Boden und steige danach wieder auf

Bist du nun am Ausreiten und gerätst in eine Situation, in der dein Pferd sich unwohl fühlt und sich verspannt, und du dein Pferd vom Sattel aus nicht genügend an deine Hilfen stellen und beruhigen kannst, dann steige ab und löse die Situation vom Boden. Für viele Pferde ist es dann schon nur noch halb so schlimm.

Das Gleiche gilt natürlich, wenn du dich selbst im Sattel unsicher fühlst. Absteigen ist keine Schande! Im Gegenteil!

Ich mache das tatsächlich sehr oft. Sowohl bei jungen Pferden als auch bei meinem erfahrenen Pferd Walter.

Damit du im Gelände bei Bedarf gut vom Boden arbeiten kannst, ist es hilfreich, ein geeignetes Kopfstück dabei zu haben. Ich nutze zum Beispiel gerne ein Knotenhalfter unterhalb der Trense. Das Führseil knote ich während des Reitens einfach an den Sattel, damit es nicht stört. So ist alles schnell zur Hand.

Tipp 9: Reite im Gelände genauso, wie sonst auf dem Platz

Dieser Punkt ist super wichtig. Wir Reiter neigen dazu, in neuen Situationen anders zu reiten, als in gewohnter Umgebung. Vielleicht kennst du das vom Turnier. Vor lauter Anspannung und Konzentration, wirken wir auf das Pferd plötzlich wie ein anderer Mensch.

Es erkennt uns nicht wieder und findet in uns folglich auch nicht den sicheren Fels in der Brandung, den es in ungewohnten Situationen bräuchte.

Darum: Mach im Gelände alles genauso, wie du es auf dem Platz geübt hast. Wirke auf dein Pferd ein, hole seine Aufmerksamkeit zu dir zurück, wenn es sich zu sehr auf das Außen konzentriert, rahme es ein und reite die gleichen Übungen, die du auch auf dem Platz abfragst (Stellung, Übergänge, Seitwärts, …)

Diese bekannten Übungen geben euch beiden Sicherheit.

Vergiss nicht, zwischendurch auch immer wieder nachzugeben, damit dein Pferd seinen Hals entspannen und sich lösen kann!

Tipp 10: Reite vorausschauend und sei proaktiv

Ein weiterer super wichtiger Punkt! Schau voraus und sei proaktiv. Blicke also wirklich voraus, scanne deine Umgebung und erkenne potentiell schwierige Situationen frühzeitig. Antizipiere das Verhalten von anderen Menschen oder Reitern und auch die Reaktion deines Pferdes darauf.

Je früher du bemerkst, in welche Richtung sich eine Situation entwickelt und in welche Richtung dein Pferd denkt (Flucht oder lieber dem Menschen zuhören?), desto eher und meist auch sanfter kannst du reagieren.

Werde in Stresssituationen auf keinen Fall passiv, denn das verunsichert dein Pferd noch mehr. Bist du keine wahrnehmbare Stütze für dein Pferd, wird es sich umso mehr dazu gezwungen sehen, sich selbst um sein Überleben zu kümmern und im Zweifel zu flüchten.

Tipp 11: Achte beim Ausreiten auf eure Tagesform

Es gibt so Tage, da passt es einfach nicht. Irgendwie bist du noch gestresst von der Arbeit und dein Pferd vermutet auch hinter jedem Busch ein Gespenst. Tja, dann ist das vielleicht einfach nicht der Tag, um entspannt auszureiten. Und das ist ok.

Man muss nicht jedes Thema an jedem Tag trainieren, nur weil das vielleicht einmal der ursprüngliche Plan war. Und schon gar nicht, wenn es um ein Thema geht, das euch vielleicht Gelassenheit und Mut gleichermaßen abverlangt.

Wie du das passende Thema für deine Trainingseinheit finden kannst, erfährst du übrigens in diesem Artikel.

Ist es also windig und dein Pferd nervös oder es ist Feiertag und viele Radfahrer und Reiter sind unterwegs? Wenn du weißt, dass sich dein Pferd damit noch unwohl fühlt, dann verschiebe das Ausreiten üben einfach auf einen anderen Tag.

Tipp 12: Lass dich zu Beginn von einem erfahrenen Pferd-Reiter-Paar begleiten

Mach dir bewusst, welch großen Stress es für manche Pferde bedeutet, die eigene Herde und die vertraute Umgebung zu verlassen. Solchen Pferden hilft es extrem, wenn ein anderes, erfahrenes Pferd den Ausritt begleitet.

Ein Verlasspferd kann dir und deinem unerfahrenen Pferd natürlich auch später noch helfen, neue Situationen zu meistern oder Sicherheit zu vermitteln.

Nach und nach kannst du dann üben, dich im Gelände von dem Begleitpferd zu entfernen und zu trennen, bis du schließlich mit deinem Pferd alleine ausreiten kannst.

Manche Pferde tun sich auch schwer, alleine vom Hof weg zu gehen. Das ist fast immer ein Zeichen dafür, dass sich dein Pferd mit dir als alleinigem Herdenersatz noch nicht sicher genug fühlt.

Hier hilft es, wieder mehr vom Boden an der Beziehung zu arbeiten und mehr Vertrauen aufzubauen.

Wenn dein Pferd jedoch nur noch einen kleinen Stups braucht, um mit dir alleine den Hof zu verlassen, kannst du es auch einfach das erste Stück vom Hof wegführen und erst später aufsteigen.

Tipps zum Aufsteigen im Gelände, auch ohne Aufstiegshilfe, findest du hier.

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Ein erfahrenes Begleitpferd kann dir und deinem Pferd bei den ersten Ausritten viel Sicherheit geben

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Tipp 13: Hab dein Handy dabei und gib immer jemandem Bescheid, welche Strecke du reiten wirst

Wenn du alleine ausreitest, solltest du natürlich ein Handy dabei haben (möglichst an dir und nicht in der Satteltasche), um im Notfall Hilfe rufen zu können.

Für diesen Aspekt kannst du natürlich auch sämtliche Möglichkeiten der modernen Technik für dich nutzen und zum Beispiel über eine App deinen Standort teilen.

Informiere zusätzlich immer eine Person am Stall über deine geplante Strecke und deine ungefähre Rückkehr. So fällt auf, wenn du dich verspätest und es ist klar, wo man nach dir suchen kann.

Fazit: Ein Plädoyer fürs Ausreiten(üben!)

Um sicher und entspannt Ausreiten zu können, braucht es ein gewisses Maß an Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten – seitens des Menschen und seitens des Pferdes.

Um dies zu erreichen bedarf es wiederum einiger Zeit und Erfahrung. Es ist also klar, dass man Ausreiten üben muss – aber eben auch kann!

Denn oft investieren wir in das Ausreitenüben deutlich weniger Zeit, als in das Üben verschiedener Lektionen auf dem Platz. Daher müssen wir uns nicht wundern, wenn uns und unserem Pferd noch die nötige Routine und Gelassenheit auf dem Ausritt fehlen.

Natürlich muss am Boden und unter dem Sattel erst die Basis gelegt werden, aber dann profitieren Mensch und Pferd enorm vom Üben im Gelände, sowohl körperlich als auch mental.

Viele Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Ausreiten lassen sich außerdem durch Training und richtiges Üben wunderbar überwinden.

Somit sind die oben genannten Tipps auch gleichzeitig ein Sicherheitsupgrade für dich und dein Pferd. Denn Studien haben gezeigt, dass ein Großteil der Unfälle mit Pferden durch bessere Vorbereitung und gutes Training hätten vermieden werden können.

In diesem Sinne: Los geht’s mit dem Ausreiten üben! Wie wäre es? Entspannter Ausritt mit deinem Pferd – sagen wir – Ende des Sommers?

Wie ist das Thema Ausreiten für dich? Bist du noch ängstlich oder seid ihr schon Geländeprofis? 🙂

Scroll gern runter und schreib mir einen Kommentar!

Hilfe, mein Pferd geht durch! Die 3 Must-Haves zum Reiten einer zuverlässigen, ganzen Parade

Wenn das Pferd durchgeht

Mal im Ernst, wenn dein Pferd nicht zuverlässig anhält und du nie sicher bist, ob du es im Gelände vor der nächsten Landstraße auch wirklich durchparieren kannst, brauchen wir nicht darüber reden, ob deine ganze Parade so schön geritten ist, dass dein Pferd dabei den Rücken aufwölbt und sich auf die Hinterhand setzt.

Ihr braucht jetzt erstmal überhaupt eine funktionierende Bremse und damit Kontrolle und Sicherheit. Du musst dein Pferd auf jeden Fall anhalten können. (Zumindest, wenn ihr außerhalb einer sicheren Einzäunung unterwegs seid.)

Sonst wird es nämlich gefährlich, für dich, dein Pferd und eventuell auch für Dritte.

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Solange dein Pferd gegen deine Hand geht und sich durch deine Hilfen nicht bremsen lässt, geht es für mein Verständnis durch. Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber für mich kann ein Pferd auch im Schritt in der Reithalle durchgehen. Eben immer dann, wenn du keine Kontrolle über die (Vorwärts-) Bewegung deines Pferdes hast.

Und eins ist klar: Ohne Bremse wird es brenzlig! Besonders im Gelände.

Ich habe schon etliche Reiter kennengelernt, die wegen verschiedener Kontrollverlustthemen zu mir kamen. Die Probleme traten oft im Gelände oder in für Pferd und Reiter ungewohnten Situationen auf.

Zu meinem Standard-Check-Up bei solchen Pferd-Reiter-Paaren gehört immer das Anhalten und Rückwärtsrichten in gewohnter Umgebung.

Oft ist aber diese einfache Übung gar nicht abrufbar: Bremswege aus dem Schritt von mehreren Metern, ein einziger Tritt Rückwärts nicht möglich.

 

Frage an dich:

Würdest du dich in dein Auto setzen und losfahren, wenn du weißt, dass die Bremse kaputt ist und der Rückwärtsgang nicht funktioniert?

Wohl kaum.

Es ist nur logisch, dass dein Pferd in Stresssituationen, unter Anspannung oder bei Energieüberschuss dazu neigt durchzugehen, wenn es sich schon unter entspannten Bedingungen nicht gut anhalten oder rückwärtsrichten lässt.

Deshalb erkläre ich dir in diesem Artikel

  • mit welchen 3 Hilfen du die Bremse bei deinem Pferd richtig fein justieren kannst und
  • welchen Plan B du immer parat haben solltest, falls doch mal etwas schief geht.

Wenn du wissen willst, wie du deinem Pferd helfen kannst, nie mehr durchzugehen, lies unbedingt weiter.

Denn es darf endlich Schluss sein mit der Unsicherheit, die du verspürst – und automatisch auf dein Pferd überträgst, der ungewollt harten Einwirkung auf dein Pferd und deiner Angst davor, keine Kontrolle mehr zu haben.

Ursachenforschung: Warum geht mein Pferd durch?

Es kann, wie immer, viele unterschiedliche Gründe geben. Die Ursache, die bei deinem Pferd und dir zugrunde liegt, solltest du unbedingt herausfinden, um zu wissen, wo du ansetzen musst, um das Thema aus der Welt zu schaffen.

Wenn dein Pferd deine Parade nicht annimmt, ist das zunächst einmal einfach ein Nein zu deiner Hilfe und zu deinem dahinterstehenden Wunsch, das Tempo zu verlangsamen.

Folgende Fragen können dir nun dabei helfen, den Grund für das Nein deines Pferdes herauszufinden:

  • Hat mein Pferd Angst, Stress oder Schmerzen, wenn es durchparieren soll?
  • Ist es weit genug ausgebildet, um meiner Hilfe in der jeweiligen Situation nachzukommen?
  • Sende ich missverständliche Signale, wenn ich eine ganze Parade reiten will?
  • Versteht es meine Hilfen überhaupt?
  • Hält mein Pferd nur in bestimmten Situationen nicht an oder geht es immer gegen die Hand?
  • Macht die Art der Zäumung einen Unterschied beim durchparieren?
  • Hält das Pferd am Boden ohne Reiter gut und sicher an und kann es flüssig rückwärtsgehen?

Die letzte Frage liefert dir wertvolle Hinweise darauf, ob es am Reiten liegt (vielleicht sogar an dir als Reiter speziell), oder ob dein Pferd generell Schwierigkeiten mit dem Anhalten und dem Rückwärts hat.

 

Mögliche körperliche Ursachen solltest du natürlich unbedingt abklären lassen, um sie beheben oder ausschließen zu können.

 

Ist das passiert, übst du das Anhalten und das Rückwärtstreten am Boden. So bekommst du eine Idee, wie dein Pferd auf deine Hilfen reagiert und ihr könnt euch beide mit der Aufgabe und dem Bewegungsablauf vertraut machen.

Anschließend kannst du mit dem Üben unter dem Sattel loslegen.

Die 3 Must-Haves für die ganze Parade

Die ganze Parade kann aus allen Gangarten erfolgen und führt IMMER zum Halten des Pferdes. Sie besteht aus dem Zusammenspiel aller Hilfen.

Um dein Pferd für die einzelnen Komponenten deiner Hilfengebung zu sensibilisieren, zerlegst du deinen Hilfenkomplex in 3 Einzelteile:

  1. Stimmhilfe
  2. Sitz- und Schenkelhilfe
  3. Zügelhilfe

Das Ziel ist, dass alle drei Bausteine einzeln angewandt immer zum sicheren und sofortigen Anhalten deines Pferdes führen.

Ein „Hooo“ ohne Sitz- oder Zügeleinwirkung sollte dein Pferd genauso anhalten, wie die alleinige Sitzhilfe oder die alleinige Zügelhilfe.

Alle drei Hilfen übst du einzeln mit deinem Pferd, bis eure Kommunikation so gut ist, dass du eine zuverlässige Antwort auf eine feine Hilfe bekommst.

Gut zu wissen

Für Pferde gehören Anhalten und Rückwärtsrichten übrigens in die gleiche Kategorie. Rückwärtsgehen ist für sie einfach die Steigerung vom Anhalten. Daher verbessert ein Rückwärtsrichten das Anhalten, wenn es direkt daran angeschlossen wird. Du kannst das Rückwärtsrichten also nutzen, um deinem Pferd zu helfen, noch mehr in die Idee des sofortigen Anhaltens zu kommen. Es wird dann schon bei deiner ganzen Parade anfangen, nach hinten zu denken und sich mehr Mühe geben, punktgenau anzuhalten.

1.      Anhalten nur mit Stimme

Übe in einer sicheren, bekannten Umgebung. Aus dem Schritt heraus willst du dein Pferd nur über deine Stimmhilfe anhalten. Du sagst zum Beispiel ein langgezogenes „Hooo“. Hält dein Pferd daraufhin an, lobst du es sofort und lässt es eine Weile stehen.

Dann wiederholst du die Übung, um sie noch etwas zu verbessern. Dein Pferd sollte im Verlauf des Übens auf das „Hooo“ immer schneller reagieren und stehen bleiben. Wenn dein Pferd das Stimmkommando schon aus der Bodenarbeit kennt, wird das wahrscheinlich ziemlich schnell funktionieren.

Hält dein Pferd auf deine Stimmhilfe jedoch nicht an, ergänzt du als nächstes eine weitere Hilfe. Ich selbst wirke meist begrenzend mit der Hand ein, sage weiterhin „Hooo“ und warte bis das Pferd stehenbleibt und ich es loben kann. 

Du kannst aber auch deine Sitzhilfe ergänzen, wenn sie deinem Pferd besser hilft. Das Ganze wiederholst du, bis dein Pferd irgendwann nur noch deine Stimme zum Anhalten benötigt.

Durchparieren mittels Stimmhilfe
Übe das Anhalten nur über deine Stimmhilfe

Gut zu wissen

Das Stimmkommando zum Anhalten solltest du wirklich NUR fürs Anhalten benutzen und nicht fürs Langsamer-Werden. Deine Hilfe „verschwimmt“ sonst und dein Pferd wird auf deine Stimmhilfe nicht mehr zuverlässig stehenbleiben.

2.      Anhalten nur mit Sitz und Schenkel

Aus dem Schritt heraus willst du dein Pferd nun ausschließlich über deine Sitzhilfe anhalten. Ich kippe dazu mein Becken ab, drücke die Knie leicht zusammen und bringe die Unterschenkel leicht weg vom Pferd. Dabei kommt etwas Gewicht in die Bügel.

Vielleicht hast du eine andere Sitzhilfe zum durchparieren? Nutze das, was dein Pferd kennt, wenn es gut funktioniert. Wenn nicht, probiere gern meine Idee aus.

Sicher durchparieren über den Sitz
Sensibilisiere dein Pferd zum Anhalten auf deinen Sitz

Gut zu wissen

Übrigens ist meine Sitzhilfe zum Anhalten identisch mit der Hilfe zum Rückwärtstreten. Das heißt, wenn ich nach dem Anhalten genauso sitzen bleibe, geht mein Pferd aus dem Halten direkt ins Rückwärts über.

3.      Anhalten nur mit dem Zügel

Als letztes willst du dein Pferd nun aus dem Schritt heraus ausschließlich über deine Zügelhilfe anhalten. Dazu schließt du langsam und sanft die Hand, sodass ein leichter, stetiger Kontakt zum Maul oder zur Pferdenase hergestellt wird.

Gib deinem Pferd Zeit, auf die Begrenzung zu reagieren und anzuhalten. Lobe es, sobald es stehenbleibt.

Braucht es mehr Unterstützung, um anzuhalten, ergänze deine Sitz- oder Stimmhilfe. Übe wieder solange, bis dein Pferd allein auf den angenommenen Zügel anhält.

Durchparieren mit Hilfe des Zügels
Halte dein Pferd über eine begrenzende Zügelhilfe an

Hast du diese drei Übungen im Schritt gemacht, weißt du schon mal, welche der drei Einzelhilfen deinem Pferd und dir am meisten liegt: Stimme, Sitz oder Schenkel? Worauf hält dein Pferd am besten an?

Durchparieren: Übung macht den Meister

Jetzt kannst du alle drei Hilfen wieder zusammenfügen und testen, ob sich ihre Wirkung addiert hat. Im Bestfall hast du jetzt eine richtig fein justierte Bremse in deinem Pferd installiert. Cool, oder?

Vielleicht stellst du auch fest, dass du das Zusammenspiel deiner Hilfen anpassen musst.

  • Braucht dein Pferd weniger Zügel, dafür aber eine deutlichere Veränderung in deinem Sitz?
  • Vielleicht musst du jetzt von allem weniger einsetzen?

Fühle genau hin, was dein Pferd dir zeigt. Dein Leitsatz ist:

So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Jetzt übst du das Durchparieren und das Anhalten am besten in unterschiedlichen Umgebungen (Halle, Platz, Gelände, …), in verschiedenen Situationen (alleine, in der Gruppe, bei Wind und Wetter, …) und aus allen Gangarten.

Je größer die Außenreize sind und je höher das Stresslevel deines Pferdes ist, desto schlechter wird die Antwort auf deine Hilfen ausfallen.

Deswegen ist es wichtig, wirklich präzise zu üben und sich so auf den Worst Case vorzubereiten.

Wenn du im Normalfall eine 150%ige Antwort von deinem Pferd bekommst, erreichst du unter Stress vielleicht immerhin noch 90%.

Und das ist definitiv besser als Durchgehen, oder?

Tipps fürs Durchparieren im Gelände

Erfahrungsgemäß treten die meisten Schwierigkeiten im Gelände auf. Pferde sind nun einmal Lauf- und Fluchttiere und auch wenn wir durch gute, vertrauensfördernde Ausbildung ihre Instinkte weitgehend eindämmen können, werden wir ihren Impuls zu flüchten nie ganz unterdrücken können.

Wenn du ein sicheres und entspanntes Geländepferd mit einer guten Bremse haben willst, musst du vorher in die richtige Ausbildung investieren.

Auch wenn manche Freizeitreiter glauben, ja „nur“ ein bisschen ausreiten zu wollen, muss ein Ausreitpferd doch ziemlich gut ausgebildet sein, um einen sicheren und zufriedenen Partner abzugeben.

Auch du als Reiter kannst einiges dafür tun, um im Gelände sicher unterwegs zu sein:

Du kannst das Ausreiten allein und in der Gruppe üben und du kannst dir angewöhnen, vorausschauend zu reiten, schwierige Situationen frühzeitig zu erkennen und auf sie zu reagieren. Allein das kann viele brenzlige Situationen verhindern!

Gruppenausritte üben, damit das Pferd nicht durchgeht
Auch das Ausreiten mit mehreren musst du üben, damit dein Pferd beim Gruppengalopp nicht durchgeht

Wenn du zum Beispiel bemerkst, dass dein Pferd sich verspannt oder abgelenkt ist, warte nicht ab, bis es einen Satz macht oder das Tempo erhöht und gegen deine Hand geht.

Sei proaktiv und bringe den Fokus deines Pferdes wieder zu dir zurück, indem du ihm eine kleine Aufgabe stellst.

Das kann ein Tempowechsel nach unten, ein an die Hilfen stellen oder ein Übertreten sein. Oft genügt das schon, um eine ungewollte Reaktion, wie ein Durchgehen, zu verhindern.

Plan B: Die Einzügelbremse

Zum Schluss habe ich noch einen letzten Tipp für dich:

Wenn alle Stricke reißen und dein Pferd trotz Vorarbeit auf keine deiner Paraden reagiert, zieh die Notbremse!

Bei Pferden ist das die sogenannte Einzügelbremse, bei der du dein Pferd im Hals biegst, es auf eine Volte lenkst und dabei die Hinterhand wegtreibst, bis dein Pferd sich in einer Vorhandwendung befindet.

Natürlich musst du auch diese Einzügelbremse vorher üben, damit dein Pferd und du die Bewegungsabläufe kennenlernt und die Übung wie einen Reflex ohne nachzudenken abrufen könnt.

Wichtig

Es geht hierbei nicht darum, das Pferd möglichst schnell herumzureißen, sondern darum, den Motor des Pferdes, nämlich die Hinterhand, kontrolliert auszuschalten und damit die ungewollte Vorwärtsbewegung zu stoppen.

Ich übe die Einzügelbremse mit allen Pferden von Anfang an, genau wie jede andere Übung auch. Es hat nichts mit Strafe oder harter Einwirkung zu tun, sondern es ist eines der wichtigsten Sicherheitselemente überhaupt für mich in der Pferdeausbildung.

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Fazit

Halten wir die wichtigsten Punkte zum Thema (nicht!) Durchgehen noch einmal fest:

Sicherheit
Eine funktionierende Bremse beim Pferd ist elementar wichtig, wenn du sicher mit ihm unterwegs sein willst.

3 Must-Haves der Hilfengebung
Damit deine ganze Parade gut durchkommt und dein Pferd zuverlässig stehenbleibt, kannst du es auf deine Stimm-, Sitz- und Zügelhilfe einzeln sensibilisieren.

Übung
Ausbildung, gute Vorbereitung und vorausschauendes Reiten sind besonders für den Geländeritt wichtig, um ein Durchgehen gar nicht erst passieren zu lassen.

Notbremse
Dein Plan B ist die Einzügelbremse, die du vorab genauso übst, wie das Durchparieren.

Je sicherer du dich auf deinem Pferd fühlst, weil du weißt, dass du ein Durchgehen verhindern und anhalten kannst, desto mehr Sicherheit vermittelst du automatisch auch deinem Pferd.

Das wiederum führt dazu, dass dein Pferd ruhiger und gelassener wird und sich ebenfalls wohler fühlt. Ein positiver Kreislauf also.

Und wenn ihr an diesem Punkt seid und du dein Pferd auf feine Hilfen sicher anhalten kannst, dann könnt ihr auch an der schönen, runden, versammelten ganzen Parade arbeiten.

Wobei, wahrscheinlich fällt euch die dann quasi in den Schoß, dank der guten Vorarbeit. 🙂

Was sind deine Erfahrungen mit dem Reiten von ganzen Paraden? Hattest du schon einmal Schwierigkeiten, dein Pferd anzuhalten? Oder ist es schon einmal durchgegangen?

Schreib mir gerne einen Kommentar unter diesen Artikel!

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